Übers Malen…
Damals, in einer grimmigen und dunklen Vergangenheit, gab es sowas wie Washes noch nicht auf dem Markt, oder aber ihre Pendants, klassische Inks, waren noch nicht so verbreitet wie heute. In den kommenden Beiträgen werde ich ein bisschen über das Bemalen von Figuren im Allgemeinen und meiner persönlichen Präferenz dabei sprechen. Ein guter Anfang dafür ist meine Grundhaltung gegenüber diesem Teil des Hobbys, oder besser noch, wie sich diese im Laufe der Zeit verändert hat. Diese wird im Laufe der weiteren Artikel deutlicher werden.
Mein Wiedereinstieg ins Hobby geschah 2001, als ein alter Freund mir damals in meinem Footballverein begegnete und ich zufällig mal bei ihm seine Modelle sah. Da ich in meiner Jugend schon mal eine kurze Zeit lang im Hobby aktiv war, kam es mir nicht seltsam vor und ich dachte "Ach, das sieht ganz cool aus, aber...was ist das eigentlich?". Denn beim ersten Mal hatte ich das Miniaturenhobby in einem Laden der Kette Welt der Spiele (Games Workshop Verkaufsstellen gab es damals noch nicht wie Sand am Meer) gesehen und kannte kein einziges Spielsystem. Primär hatte mich der optische Reiz in den Laden gezogen. Die Modelle deckten damals die übliche Bandbreite von Fantasy bis SciFi von verschiedenen Herstellern ab.
Jedenfalls hatte sich über die Zeit hin der Wunsch bei mir geregt, malerisch auf ein Niveau zu kommen, dass an ein Wettbewerbslevel herankommen würde. Das Internet steckte damals noch eher in den Kinderschuhen, wurde aber zu einer immer stärkeren Präsenz im Hobby und 2007 hatte ich so viele tolle Modelle gesehen, die durch ihre Bemalung zum Leben erweckt wurden, dass ich das auch wollte.
In dieser Zeit kam auch der Orkboss zu Fuß und auf einem Wildschwein heraus und ich gab mir alle Mühe einer der ersten zu sein, die dieses Modell bemalt hätten - denn zur damaligen Zeit bekam man das meiste Feedback, wenn man möglichst aktuelle Modelle bemalte. Außerdem spielte ich damals noch recht aktiv Warhammer Fantasy, worüber ich gleich nochmal reden werde.
Im Gegensatz zur heutigen Zeit deckte das Sortiment an Farben nur "gewöhnliche" Farbtöne ab und in meiner Armee waren die Orks und Goblins überwiegend uniform, mit dunklen Klamotten und ein paar roten Akzenten, bemalt. Diese Modelle waren im Übrigen eher schnell bemalt, doch für Charaktermodelle nahmen sich auch die Spieler meist Zeit, da sie auf dem Feld sehr ins Auge stachen. Entsprechend hatte ich beim Schwarz der Kleidung diesmal Shadow Grey anstatt Codex Grey verwendet, was ein wenig bläulich ausfiel. Auch wusste ich damals nicht wie man Rot akzentuiert und hatte nach einem Ratschlag aus einem Forum versucht dieses mit Dwarf Flesh zu highlighten. Mittlerweile habe ich da mehrere Methoden.
Besonders schwierig, und das ist heute immer noch so, war es für mich größere, organische Flächen zu bemalen, wie die Haut des Wildschweins. Ich erinnere mich noch gut daran die Grundfarbe Scorched Brown in mehreren Stufen zunächst hart akzentuiert zu haben, nur um diese anschließend langwierig wieder abzudunkeln, indem ich die Grundfarbe stark mit Wasser verdünnte und immer wieder geduldig über die zu krassen Übergänge strich. Diese Methode hatte ich kennengelernt, als ich das erste Mal probiert hatte Rost aufzumalen. Was heute schnell mit einer Technical Color erledigt ist, musste ich damals mit Dark Flesh immer wieder stark verdünnt über Nieten und Bolzen ziehen, bis das gewünschte Ergebnis eintrat. Bei größeren Metallflächen lasierte ich auch ein wenig mit Schwarz nach.
"Lasieren" ist ein Wort, dass ich heutzutage kaum noch in deutschsprachigen Foren lese, denn mit dem Erscheinen von Washes unterschiedlicher Hersteller ist die Bemalung von Figuren einfach so viel leichter geworden. Gerade der Mantel mit dem Wolfsfell, bei dem ich mich ebenfalls an einer neuen Farbe versuchte (Weiß), wäre mit Washes damals schnell erledigt gewesen. Damals war es jedoch ein wilder Mischmasch aus grauen, braunen und schwarzen Lasuren, die so dünn waren, dass es mich schier in den Wahnsinn trieb all die Mühe hineingesteckt zu haben, bis ich irgendein brauchbares Ergebnis sah. Dieses stellte sich jedoch auch erst ein als ich dachte "Ach komm, egal. Mach einfach weiter." und ich die Akzente danach setzte. Erst jetzt begannen die verschiedenen Schattierungen ihre Wirkung zu zeigen und ich begann zu verstehen: ein mittlerer Farbton, ein Schatten und ein Akzent zeigten erst einen optisch interessanten Effekt, wenn man sie in Kombination sehen konnte.
Wie man sieht, war dieses Modell in der damaligen Zeit ein großes Experiment mit noch größeren Ambitionen. Vieles fand sich an diesem Modell wieder, dass ich so noch nie ausprobiert hatte. Schwarz mit etwas anderem als Grau aufhellen, Weißes Fell, eine rote Decke, dunkle Orkhaut, die ich mit Lila anstelle von Schwarz abdunkelte, Hörner und Hufe, bei denen ich knöcherne Farben ausprobierte, Lederriemen, die für meinen Geschmack viel zu gelb ausgefallen waren...
...und Freehands. Freehands? "Da sind doch gar keine." mag jetzt der ein oder andere Leser denken, doch tatsächlich hatte ich damals begonnen darüber nachzudenken, wie ich etwas darstellen konnte, ohne dass es wirklich auf dem Modell aufmodelliert war. Rost kann beispielsweise eine raue Oberfläche haben, die man sehr leicht aufmodellieren kann, aber aufgemalt sieht es besser aus. Was mich an dem Modell damals störte war, dass das Wildschwein keine Nasenlöcher hatte. Also versuchte ich dieser aufzumalen.
Dabei folgte ich denselben Erfahrungen, die ich zuvor gemacht hatte - für tiefer liegende Stellen dunkelte ich die Grundfarbe bis zu einem gewissen Maß ab und akzentuierte Stellen die auf einem Modell höher liegen würden. Indem ich dabei Abgrenzungen bei den Falten dunkel ließ, gelang es mir einen leicht dreidimensionalen Effekt zu erzielen, obwohl die Oberfläche flach war.
Der Waaaghboss auf Wildschwein befindet sich noch immer in meiner Sammlung und wird wohl den Rest meines Lebens erhalten bleiben, da ich so viele Erinnerungen mit diesem Modell verbinde. Die wertvollste Erfahrung, die ich aus dem Modell gezogen habe war, dass es Sinn macht ein Modell zu haben, an dem man vieles ausprobiert. Nichts verbessert die eigenen Fähigkeiten so sehr, wie das Testen an einem Modell.
Im nächsten Artikel gehe ich nochmal ein wenig auf Freehands ein und gebe Euch einen kleinen Tipp dazu, der mir sehr weitergeholfen hat.
Viele Grüße aus dem Chaosbunker
Dino
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