Dead Man’s Hand: Outlaws – Teil 1
Im Review zu Dead Man`s Hand hatte ich bereits angedeutet, dass ich eine kleine Bande ausheben würde und nachdem ich Dennis‘ Bestände mal wieder um ein paar Minis erleichtert hatte, dauerte es nicht lange bis der erste Protagonist meiner Outlaws fertig war. Es sind meine ersten Erfahrungen mit „historischen“ Minis und ich muss sagen, dass sie, malerisch betrachtet, recht dankbare Modelle sind.
An Modellen mit einfachen Oberflächen experimentiere ich gerne mal und versuche entsprechend ein bisschen was rauszuholen. Da mir dieses Modell recht gut gefiel und ich vor dem geistigen Auge einen älteren Herrn darin sah, verpasste ich ihm entsprechend graue Haare. Die schwarze Kleidung sollte ihn im Gesamtkonzept als Anführer der Bande hervorstechen lassen. Gleichzeitig bedeutete dies, dass keines der anderen Bandenmitglieder schwarze Kleidung tragen würde.
Um den Eindruck von Leder zu vermitteln, bemalte ich einige der Risse sehr hell und setzte beinahe weiße Punkte an Ecken. Das erzeugt optisch einen „Knick“, so als ob das Kleidungsstück sehr starr wäre, wie es bei Leder der Fall ist. Das absolute Highlight an dem Modell war für mich aber der Colt Peacemaker. Obwohl die Figur so klein ist, war dieser recht detailliert ausgearbeitet und das machte die Bemalung leicht. Die Metallfarben von Vallejo hatte ich bei der Gelegenheit auch das erste Mal ausprobiert und war begeistert – obwohl sie lange flüssig bleiben, trockneten sie auf dem Modell genauso schnell wie herkömmliche Farben.
Da ich die Outlaws demnächst in eine Kampagne führen werde, brauchte unser kleiner Protagonist natürlich eine kleine Hintergrundgeschichte. Ich finde, dass es einer Kampagne erst recht eine tiefe Atmosphäre erzeugt wird, wenn die Modelle auf dem Tisch einen echten Charakter besitzen. Aber lest selbst, von alten Haudegen „Killer“ McMiller...
„Killer“ McMiller
Lautstark polterte es, als der alte McMiller die kleine Bank betrat und seinen Colt zeigefingerartig drohend in die Luft hielt.
„Okay Herrschaften, dann macht den Sack mal voll.“ sagte er mit ruhiger Stimme, dessen kratziger Klang von den Jahren eines harten Lebens geprägt war.
McMiller war im Grunde genommen kein schlechter Kerl. Er besaß eine Mine aus der er gelegentlich Erz und Silber erschürfen konnte, war jedoch mit einem schlechten Geschäftssinn und den dümmsten Söhnen des Wilden Westens geschlagen.
„Zum Teufel nochmal, Miller! Das ist jetzt schon das dritte Mal diese Woche! Welches Geld wollen sie überhaupt noch klauen?!“ sagte der Bankier empört, als er von seinem Tresen aufschaute und erkannte wer dort hereingekommen war.
Eine gelegentliche Werterleichterung in Dead Man’s Hands ortsansässiger Bank hielt McMiller stets über Wasser und, so ehrbar war er, sobald er das Geld wieder erwirtschaftet hatte, gab er das Geld zurück. Dies war der einzige Grund, warum die Bürger Dead Mans Hands noch nicht gegen ihn vorgegangen waren. Der alte McMiller war einer von ihnen.
„Erstens heißt das McMiller, Fatzke.“ sagte er mit einem steigend scharfen Unterton in der Stimme.
„Zweitens klaue ich nicht, sondern hebe ein Darlehen ab und weil diese Eierköpfe...“ er deutete auf eine kurze Schlange, bestehend aus ein paar ehrbaren Geschäftsleuten und zwei Gentleman, die Mitglieder des lokalen Erfinderverbunds waren.
„...gerade was eingezahlt haben, kann ich auch was abheben. Und jetzt her mit de Kohlen!“
„Sonst knallts!“ ergänzte eine untersetzte Gestalt, leicht versetzt zum alten McMiller stehend, seinen Satz.
Eiligst packte der Bankier ein paar kleinere Bündel Scheine in den Sack. Seine Reaktion verriet, dass er zwar keine große Angst vor dem alten Rauhbein hatte, den jungen Tunichtgut jedoch fürchtete. McMillers Blick wandte sich über seine Schulter und verharrte kurz.
Eugene, hervorgegangen aus einer Verbindung mit einer irischen Einwanderin, die ihn verlassen hatte, noch ehe sie heiraten konnten, hatte ihm ihren gemeinsamen Sohn im Alter von vier Jahren gesendet, mit der Bitte ihn großzuziehen, da sie schwer erkrankt war und sich nicht mehr um ihn kümmern konnte. Ach, Emilia... dachte er bei sich.
Normalerweise hätte er ihn nicht aufgenommen. Er hatte noch zwei weitere Söhne, Frank und Seamus, von denen jeder für sich bereits eine wahre Herkulesaufgabe in Sachen Erziehung darstellte. Aber Eugene vermochte es beide mit seiner Dummheit und seiner „Die Welt gehört mit“-Einstellung zu übertrumpfen.
„Ja,“ dachte der alte McMiller wieder bei sich, „ohne meine Söhne wäre ich jetzt ein reicher Mann, der das Geld nicht ständig für ihre kriminellen Eskapaden zum Fenster rauswerfen muss.“
Doch sie waren nun mal seine Söhne und es war wie es war. Solange er Söhne hatte, würde er sich auch um sie kümmern. Hätten sie sich nur nicht mit diesen verdammten Mexikanern eingelassen…
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