Warhammer Age of Sigmar Scharmützel
Vor fast einem Jahr, im Juni 2017, hat Games Workshop eine Erweiterung für Scharmützelspiele herausgebracht, einem bandenorientierten Ansatz für das Spielen von Age of Sigmar, mit nur einer Hand voll Modellen. In dieser Skalierung wird die Einfachheit des ursprünglichen Grundregelwerks von Age of Sigmar beibehalten und die Spieldauer auf zwischen 30 Minuten und einer Stunde heruntergebrochen.
Worum geht es?
Das Regelwerk von Scharmützel zielt darauf ab kleine, thematische Kriegerbanden aufzubauen. Dabei sind diese nur innerhalb ihrer großen Allianz beschränkt, nicht auf ein spezifisches Battletome. Die Größe der Banden setzt sich über den als Ruhm bezeichneten Punktwert zusammen, in der Regel zwischen 25 und 100 Ruhm. Ab da nimmt das Spiel eine Größe an die bereits für reguläre Age of Sigmar Spiele ausreicht. Die Banden treffen in verschiedenen Szenarien aufeinander, von denen die Hälfte auf ein ausgewogenes Spiel ausgelegt ist und die andere Hälfte ein gewisses Ungleichgewicht enthält. Alle sechs enthaltenen Szenarien lassen sich zu einer sequenziellen Kampagne verknüpfen.
Erster Eindruck
Das Regelheft für Scharmützel fällt vom Umfang her eher schmal aus und enthält leider nicht die vier Seiten des ursprünglichen Grundregelwerks für Age of Sigmar, die zur Nutzung des Heftes vorausgesetzt werden. Für gerade einmal acht Euro ist dies aber zu verschmerzen, da diese kostenlos im Netz erhältlich sind und das Heft trotz der geringen Anzahl von 40 Seiten mit überraschend viel Inhalt daherkommt. Dieser lässt sich grob in drei Teilen zusammenfassen:
- Die Hintergrundgeschichte
- Regeln und Szenarios
- Punktwerte zur Bandenerstellung
Die Hintergrundsektion fasst einerseits die Geschichte des Settings kurz und bündig zusammen und beschreibt andererseits ein spezielles Ereignis rund um die zerstörte Stadt Shadespire. Ja, dasselbe Shadespire, das in Warhammer Underworlds bespielt wird.
Drei der sechs Szenarien eignen sich dabei auch für schnelle Partien zwischendurch, da sie recht ausgeglichen gestaltet sind. Es gibt auch ein paar geringfügige Anpassungen an das Grundregelwerk, welche jedoch lediglich die Fähigkeiten von Helden betreffen und verhindern sollen, dass eine bestimmt Fraktion zu viele Vorteile erhält. Typisch für ein Scharmützelsystem ist auch, dass jedes Modell als einzelne Einheit behandelt wird, wobei sich eventuelle Boni jedoch auf alle Modelle der gleichen Warscroll auswirken.
Der letzte Teil des Hefts listet die wählbaren Einheiten der großen Allianzen auf. Dabei springt ins Auge, dass nicht alle Modelle des vor einem Jahr verfügbaren Sortiments geführt sind. Wahrscheinlich hat man dies zu Gunsten der Balance gemacht…aber das ist nur eine Vermutung, denn es ist auch auffällig, dass es sich Seitens der Miniaturen ausschließlich um aus Plastik erhältliche Auswahlen handelt.
Wie spielt sich Age of Sigmar Skirmish?
Da das Spiel nahezu vollständig die Regeln des Grundspiels verwendet, werden sich Spieler die bereits Kontakt zu Age of Sigmar hatten schnell zurechtfinden. Die Regeln für Magie und Heldenfähigkeiten sind jedoch aufgrund ihrer Stärke angepasst worden. Besonders die Zauberer haben eine signifikante Abschwächung erhalten, indem die Zauber für alle Fraktionen auf eine allgemeine Auswahl beschränkt wurden. Eventuelle Heldenfähigkeiten der Allianzen sind davon jedoch nicht betroffen. Eine allgemeine Auswahl an Heldenfähigkeiten und Gegenständen steht aber ebenfalls zur Verfügung und hilft insbesondere den Armeen, dessen Regelwerk schon älter ist, oder noch nicht in das aktuelle Warhammer Setting portiert worden ist.
Die drei Szenarien „Zusammenstoß im Morgengrauen“, „Schatzjagd“ und „Holt das Relikt“ eigenen sich am ehesten für ausgewogene Spiele. Beim „Zusammenstoß im Morgengrauen“ gilt es lediglich darum mehr als die Hälfte der gegnerischen Bande in die Knie zu zwingen, was recht knifflig werden kann, da die Platzierung der eigenen Einheiten zufällig bestimmt wird und mindestens neun Zoll um die Mitte des Feldes frei bleiben müssen.
Die Schatzjagd baut ebenfalls ein wirkungsvolles Zufallselement ein, bei dem an fünf Punkten auf der Karte potentiell Schätze versteckt sind. Da die Spieldauer auf fünf Runden begrenzt ist, generiert die erste Entdeckung eines Schatzes unerhört Tempo und Druck für beide Spieler, da stets mindestens einer der Spieler zum Handeln gezwungen ist.
Gleiches gilt für „Holt das Relikt“, bei dem die teilnehmenden Banden einen Punkt in einer Ecke des Spielfeldes erreichen und diesen mit mehr Modellen als der Gegner halten müssen. Weiterer Druck wird erzeugt, indem sich der sichere Bereich des Feldes von Runde zu Runde verkleinert. Modelle die sich außerhalb dieses Bereichs befinden erleiden jeweils D3 tödliche Verwundungen.
Wie geht es weiter?
Seit dem Release der Erweiterung für Scharmützel, hat Games Workshop einige Bandenboxen herausgebracht, wie die Ironjawz Weirdnob Warband oder die Stormcast Eternals Hammerstrike Brotherhood. Alle Banden haben einen Punktwert von ca. 80 Ruhm und ergänzen sich gut mit vorhandenen Getting Started Boxen. Sonst ist es in letzter Zeit allerdings etwas ruhiger um „Scharmützel“ geworden, was nicht zuletzt mit dem Erscheinen zahlreicher neuer Spieleboxen zusammenhängt.
Hier wäre es ein schöner Kundenservice, wenn Games Workshop eine kostenlose Erweiterung als PDF zum Download bereitstellen würde, um die fehlenden Fraktionen zu ergänzen, oder die vorhandenen zu vervollständigen. In der Community hat man sich hier jedenfalls bereits beholfen und auf dem englischsprachigen Forum tga.community findet sich das Dokument Full Points List, welche Ruhmwerte für nicht geführte Einheiten liefert.
Fazit
Für gerade einmal acht Euro (8 EUR) erhält man hier mehr als man zunächst auf den 40 Seiten des Heftes sieht. Menschen wie ich, die im Hobby bereits zu den alten Knackern gehören, und aufgrund von Familie und Beruf eher wenig Zeit zum Spielen haben, erhalten hier ein kompaktes Spiel, dass sich mit wenigen Miniaturen bereits gut und insbesondere schnell spielen lässt. In meinen Testrunden erhielt ich den Eindruck, dass der Punktwert bis hin zu 50 Ruhm beinahe schon das Äquivalent zur Spielzeit in Minuten darstellt.
Auch benötigt man an sich nur wenig Material. Ich empfehle an dieser Stelle sogar einen Punktwert von 30 Ruhm nicht zu überschreiten und diesen über mehrere Szenarien hinweg zu halten. Auf diese Art kann man selbst aus Restbeständen äußert atmosphärische Banden ins Feld führen und es lohnt sich auch etwas mehr Zeit und Mühe in die Bemalung zu investieren.
Doch auch Kampagnenverliebte kommen hier auf ihre Kosten. Die Szenarien spielen zwar alle in Shadespire, lassen sich jedoch ohne Anstrengung als Rahmenszenarien verwenden, über die man eine eigene Geschichte stülpen kann. Auf diese Weise ist es auch möglich langsam einen Grundstock für kleine Age of Sigmar Spiele aufzubauen, oder die ersten Einheiten für eine „Pfad des Ruhmes“ Kampagne auszuheben.
Ein besonderes I-Tüpfelchen ist, dass die meisten Banden aus Warhammer Underworlds: Shadespire in ihrer Konstellation bereits bei „Scharmützel“ spielbar sind, oder sich gut mit einer weiteren Shadespire Fraktion zu einer größeren Bande kombinieren lassen. Sobald ich es geschafft habe Bunkerchef Dennis zu einer Minikampagne zu überreden, werde ich auch einige Bandenkombinationen vorstellen.
Grüße aus dem Chaosbunker
Dino
Warhammer Age of Sigmar ist eine Marke von Games Workshop.
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