Victrix – Antike Griechische Hopliten
Zu Beginn des Jahres sind von Victrix Miniatures neue Griechischen Hopliten (VXA050) als Plastikbausatz erschienen. Die Vorgängerversion ist zwar noch erhältlich, aber gleichzeitig auch einer der ältesten Bausätze von Victrix.
Wie für Victrix typisch kommen die Minis in einer größeren Plastiktüte. Diese enthält 48 Hopliten, bestehend aus sechs verschiedenen Körpern die mit Armpaaren mit Speeren oder Schwertern kombinierbar sind. 15 Arme sind mit Speeren bewaffnet, sieben mit einem Schwert einem Schwert.
Dazu kommen 15 Kopfvarianten auf dem Gussrahmen, wovon zehn mit oder ohne Helmkarlotte zusammengebaut werden können. Diese sind äußerst detailliert gestaltet, von Löwenverzierungen auf den Wangenstücken bis hin zu heraushängendem Haar, womit man sich beispielsweise eine eigene Variante von Achilles bauen kann. Auch die Helmvariante mir zwei Haarkämmen ist erfreulich, was besonders die Mortal Gods Spieler freuen wird, die eine spartanische Krypteia ins Feld führen wollen.
Bei den Körpern fallen vor allem die Linothoraxe mit Schuppenpanzerung auf, welche es im alten Guss der Hopliten bislang nicht gab und wo man zu anderer Hersteller Zinnfabrikate greifen musste.
Ebenfalls toll sind die Schildarme, die nun nicht Teil ders Körpers sind und so mehr Posen ermöglichen.
Linothorax
Wann genau der Linothorax das erste Mal zum Einsatz kam, ist nicht bekannt. Aufgrund der menschlichen Physionomie sind ähnliche Panzerungen schon lange in der Antike vertreten gewesen und auch von anderen Kulturen aufgegriffen worden. Die bei den griechischen Hopliten bekannte Form entstand etwa 500 Jahre v.C., in unterschiedlichen Varianten. Die Grundform bestand dabei aber stets aus mehreren Schichten übereinander gelegten Leinenstoffs und Leim. Spätere Varianten waren mit Stoff gepolstert und/oder mit Bronzeverstärkungen versehen.
Persische Rüstungen hatten ein ähnliches Design, boten aber oft durch übereinanderliegende Schuppensegmente besseren Schutz ohne zu viel an Beweglichkeit einzubüßen. Ein sogenannter Glockenpanzer stellte im hellenistisch geprägten Raum hingegen die stärkste Variante dar und bestand meist aus zwei soliden Stücken, einer Front- und einer Rückseite. Die Herstellung eines Linothorax war während der Antike so günstig, dass dieser eine Zeit lang sogar stabilere Glockenpanzer zu verdrängen schien.
Ein großer Bonus ist der zweiteilige Körper im Gussrahmen. Man kann ihn zwar leicht in seiner ursprünglichen Pose zusammenbauen, aber wer mehr Dynamik erzeugen möchte, kann auch den Anschluss auf der Unterseite des Oberkörpers einfach abschneiden.
Beim Zusammenbau gab es keinerlei Schwierigkeiten, die Güsse waren durch die Bank weg sehr sauber und scharf. Hinzu machen es die unterschiedlichen Ausrüstungsoptionen und natürlichen Posen sehr leicht sie in bestehende Modellreihen zu integrieren. Auf der linken Seite ist beispielsweise ein Hoplit aus der alten Produktreihe neben einem Hopliten aus der neuen Packung.
Hier ein Hoplit mit einer Helmform die für Thespier typisch war und einem böotischen Schild (von Footsore Miniatures).
Weiterhin lassen sich durch die unterschiedlichen Helme leicht auch Hopliten unterschiedlicher Regionen oder wichtigeren Rangs darstellen (falls das in Eurem gespielten System so vorgesehen ist).
Ein weiteres Plus ist die Option auf Schwerter. Zwar ist die Ausrüstung des Hopliten mit Speer und Schild typisch, doch gab es genug Situationen in der der Hoplit auf seine Notfallwaffe zurückgreifen musste. Für Spielsysteme, grade wenn es um Scharmützler geht, wirkt die Option mit dem Schwert optisch durchaus ansprechend.
Aber auch die Speervarianten wirken toll – die natürlicheren Posen der Körper erzeugen auch hier den richtige Schlachtenflair und können dazu genutzt werden ein paar wirklich schöne, heroische Posen darzustellen:
Abstandstechnisch lassen sich die Minis auch im Regiment unterbringen, wobei sie wahrscheinlich am besten wirken, wenn man die dynamischeren Posen ins vordere Glied stellt und die älteren Varianten dahinter, da diese deutlich statischer sind und besser eng beieinanderstehen können. Bei der neuen Packung der Hopliten ist vor der Anordnung im Regiment also Probestellen angesagt.
Größentechnisch passen die neuen Hopliten hervorragend in den Maßstab unterschiedlicher Hersteller hinein, da sie zwar leicht größer als die alten Hopliten sind, aber in ihrer Größe genau zwischen den alten Hopliten und größeren Maßstäben liegen. Hier im Vergleich mit Lucid Eye Publications und Footsore Miniatures:
Beim Größenvergleich kann man sehen, dass sich die Hopliten gut in andere Modellranges einfügen. Hersteller von links nach Rechts: Footsore Miniatures, Victrix Neu, Victrix Alt, Lucid Eye Publications
Detailaufnahmen zu den Größenunterschieden:
Hoplit
Im archaischen und klassischen Zeitalter war dies wohl der am häufigsten vorkommende Truppentyp im hellenistisch geprägten Raum. Der Begriff selbst bezeichnet eigentlich nur einen Bewaffneten, der genug Geld hatte sich bessere Ausrüstung zu leisten und leitet sich nicht vom jüngeren Begriff für den Schild ab (Hoplon).
In den meisten Fällen war ein Hoplit also ein gewöhnlicher Bürger, der eine Rüstung (Linothorax und Bronzehelm), den Aspis (Schild) und Waffen (Speer und Schwert) aus dem eigenen Vermögen bezahlen konnte. Der Begriff für die gesamte Ausrüstung nennt sich im Übrigen „Panoplia“.
Von stehenden Heeren weiß man nur in zwei Fällen – den Spartanern, denen es untersagt war einer weltlichen Beschäftigung nachzugehen, und den Thebanern, die ein Heer aus 300 Soldaten vollzeitig beschäftigten (genannt der heilige Bund, da sich das Heer aus 150 homosexuellen Paaren zusammensetzte).
FAZIT
Schärfe und Passgenauigkeit des neuen Bausatzes können sich ohne Probleme mit denen der Branchenriesen messen. Der Maßstab ermöglicht dazu das Mischen mit vielen verschiedenen Bausätzen im klassischen oder leicht größerem 28mm Maßstab, für all jene, die es vielleicht ein wenig fantastischer mögen. Hinzu kommt der unschlagbare Preis von knapp einem Euro pro Figur (ca. 50,- Euro für 48 Figuren). Man sollte hier auch anmerken, dass Victrix für IOSS registriert ist, so dass europäische Kunden ohne zusätzliche Zollgebühren direkt bei Ihnen bestellen können.
Der Gussrahmen selbst nutzt den Platz gut aus und bietet erfreulich viele Optionen beim Zusammenbau. Die Abstände sind zudem so gewählt, dass man mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Schäden beim Ausknipsen erzeugt.
Sind die alten Hopliten damit überflüssig? Keineswegs – denn hier kommt die einzige Kehrseite der neuen Hopliten. Abgesehen von der hochgehaltenen Trophäe gibt es keine Optionen die Hopliten weiter zu individualisieren. Keine nach hinten geschobenen Helme, Helme die unter den Arm geklemmt sind oder Umhänge. Auch unbehelmte Köpfe sind nicht im Gussrahmen enthalten.
Allerdings bin ich bei der Qualität des Produkts und dem extrem guten Preisleistungsverhältnis mehr als gewillt diesen Umstand zu vernachlässigen. Wer mehr Varianz will, könnte sich jeweils eine alte und eine neue Packung der Hopliten teilen. Von meiner Seite aus kann ich die neuen Hopliten nur empfehlen. Sie lassen sich sehr gut mit Figuren anderer Hersteller mischen ohne das Gesamtbild zu stören und bieten aufgrund ihrer sauberen Beschaffenheit viel Spaß beim Bau und der Bemalung – dies ist derzeit der wahrscheinlich beste Bausatz an Hopliten auf dem Markt.
Das vorgestellte Produkt wurde vom Hersteller Victrix Miniatures zur Verfügung gestellt.
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