Horus Heresy – Interview mit BroncoFish
In Ergänzung zu den Reviews und meiner persönlichen Meinung zur Horus Heresy, wollte ich noch ein paar Einblicke in die Berichterstattung aufnehmen. Eine Stimme aus dem Inneren, wenn man so möchte. Und aus dem Grund bin ich auf Broncofish zugegangen, der ein langjähriger Warhammer 30,000 Spieler ist und ihn um ein Interview gebeten.
Falls der Name euch bekannt vor kommt, dafür gibt es einen Grund. 2019 wurde er schon hier in einem Shout Out erwähnt, und ihr habt seine Arbeit höchstwahrscheinlich schon gesehen, wenn ihr Adeptus Titanicus spielt, denn er ist der kreative Geist hinter GrimDarkTerrain.
Chaosbunker: Hallo Bronco, danke dass du dir die Zeit genommen hast. Das ist nicht das erste Mal, dass du zum Interview gebeten wirst zum Thema 30k bzw. Horus Heresy. Du warst mit GrimDarkTerrain auch schon zu Gast bei Boys of the Golden Throne. Magst du dich kurz vorstellen und uns verraten, wann du mit Tabletop angefangen hast und was dein erstes System war?
Broncofish: Ich kann mich nicht mehr an das Jahr erinnern, als ich mit Tabletop angefangen habe, aber an die Edition. Das war die 4. Warhammer Edition mit der Grundbox in der Hochelfen gegen Nachtgoblins drin waren. Das richtig klassische Ding, mit Regelbuch, Pappaufstellern von Eltharion und der Ork Wyvern. Das habe ich damals auf Englisch geschenkt bekommen, als ich zehn oder elf gewesen bin. Und das war natürlich erst einmal eine Herausforderung. Ich habe keine Ahnung gehabt und meine Kumpels haben tatsächlich das gleiche zu Weihnachten geschenkt bekommen und so haben wir dann anfangen, mit selbst gebasteltem Gelände auf Tischtennisplatten im Keller losgelegt und Warhammer da dann mehr oder weniger gut gespielt. Das waren die Anfänge.
CB: Das kommt mir sehr bekannt vor.
BF: Und seit dem, mehr oder weniger ununterbrochen. Aber auch nur Warhammer. Mich hat zwar Infinity eine Zeitlang vom Design her angesprochen, die anderen Sachen wie Warmachine oder Battletech haben mich nicht so abgeholt. Ich bin dann doch den Games Workshop Systemen treu geblieben. Aber bei Warhammer Fantasy Battles, Goblins fand ich doof, weil ich faul bin und keinen Bock hatte 120 Goblins zu bemalen, weshalb ich dann Hochelfen gespielt habe.
Mein Kumpel hat dann Goblins gespielt und wie man das dann halt so gemacht hat - Ich gebe dir die Goblins, du gibst mir die Hochelfen und man dann viel zu viel Zeug hatte. Das waren halt noch Zeiten als es Kavallerie einzeln im Blister für 8 DM oder so gab. Und als Junge in Bonn musste man da schon lange sparen, bis man ein Regiment zusammen hatte. Deshalb hatte ich mich damals auch eher an die "elitäreren" Armeen gehalten. Und vielleicht knapp ein Jahr danach, habe ich dann mit Warhammer 40k, mit der zweiten Edition angefangen und da habe ich dann tatsächlich Orks gespielt. Das war meine erste 40k Armee. Meine erste Space Marine Armee hat ewig lange gedauert, das waren bestimmt 10 Jahre später bis ich Space Marines hatte. Das hat mich damals noch nicht so angesprochen, weil gefühlt irgendwie alle Space Marines hatten, insbesondere Dark Angels. Fand ich an damals eher langweilig.
CB: Das versteh ich. Bei mir war es ähnlich. Ich habe 1995 mit Blood Bowl angefangen, weil es ein in sich geschlossenes System war und ich das ähnlich wie bei dir zu Weihnachten geschenkt bekommen habe. Von da ging es bei mir auch in die zweite Edition von Warhammer 40k, und genau wie du es beschrieben hast, habe auch ich mich an Elite-Armeen gehalten, weil man als Jugendlicher - lustigerweise gar nicht so weit weg von Bonn - im Hobby auch schauen musste, wie man rumkommt. Daher hatte ich mich für Eldar entschieden, weil da viele der Einheiten einfach mit dem Kauf eines 20 oder 25 Mark Blisters erledigt waren. Da waren dann genauso viele Aspektkrieger drin wie man für eine Einheit brauchte.
BF: Genau das habe ich dann auch gemacht, weil ich relativ schnell gemerkt habe, dass eben nicht nur Verfügbarkeit ein Problem ist, damals brauchte man ja schon einen hochspezialisierten Comicshops mit den klassischen Blisterwänden, auf denen aber alles quer gemischt war, um überhaupt mal an da Sortiment heranzukommen. Und das war echt ein Problem, weil dann hat man halt gespart, gespart, gespart und gehst in den Laden und der hatte dann gar nicht den Snotzogga den du haben wolltest, und dann haste halt irgendwas anderes gekauft. Und das war nicht immer sinnvoll so als 12-jähriger. Und genau aus dem gleichen Grund bin ich dann auch bei den Eldar gelandet. Die Einheiten waren recht gut und mit einem Blister hatte man auch direkt einen spielbaren Trupp. Und Eldar, bei denen bin ich dann auch geblieben, ich habe bis heute eine kleiner aber feine Eldar Armee. Ich habe auch tatsächlich einen Eldar Phantomtitanen von Forge World, der geistert sogar im Internet rum. Ein extrem undankbar zu bemalendes Modell, weil man einfach unterschätzt wie viele Edelsteine so ein Phantomtitan eigentlich hat.
CB: Und von den Eldar ging es dann Richtung Horus Heresy / 30k? Oder kam da noch was dazwischen?
BF: Ja, ich hatte mich noch weiter mit den Eldar auseinandergesetzt, mit kleinem Exkurs in Richtung Dark Eldar. Aber als dann 2011 / 2012 die Horus Heresy rauskam, daran erinnere ich mich noch ziemlich gut, hatten wir einen kleinen, aber feinen Spieleclub im Köln-Bonner Raum. Wir sind glaube ich über den Forge World Newsletter drauf aufmerksam gemacht worden. Da kamen dann am Anfang die ganzen normalen Space Marine Trupps, direkt von Mk 2 bis Mk 5 Rüstung alles raus.
CB: Es kam ziemlich viel. Ich erinnere mich auch dass wir damals eine News gepostet hatten, dass es auf einem der letzten Games Days eine große Ankündigung gab. Das war Ende 2012, sogar mit passendem Spieltisch zur Schlacht auf Istvaan III.
BF: Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass das die Kante gewesen sein müsste. Ich weiß auch noch, dass ich die Mark V Rüstung damals direkt hatte und wir, als Club, sind damals auch quasi direkt All-In gegangen. Also alle direkt eingestiegen und das war so der Anfang und da war ich dann auch von Beginn an dabei. Meine große Space Marine Liebe sind die White Scars. Ich wusste damals nicht - wir sind damals alle sehr optimistisch davon ausgegangen, dass bestimmt bald alle Legionen ihre eigenen Regeln bekommen - dass das fast 10 Jahre dauern sollte, bis das auch für meine Legion der Fall war. Da hat damals keiner mitgerechnet, ein anderer hatte Dark Angels gemacht und wir beiden waren dann so ziemlich die letzten die Regeln bekommen haben.
Aber White Scars waren so meine erste große Heresy Armee, aber als ich dann gesehen habe, ja, das wird noch relativ lange dauern bis die Regeln bekommen, habe ich noch eine relativ große Word Bearers Armee aufgebaut und als dann mit Buch 3 (Anm. der Red: Extermination) die Regeln für das Mechanicum gekommen sind, habe ich meine große Liebe zum Mechanicum entdeckt und dort noch eine passende Armee aufgebaut. Forge World Cyclothrathe von Archmagos Draykavac, mit dem assoziiertem Knight House Atrax. Und für das House habe ich dann auch Decals gemacht und als ich mit denen angefangen hatte, gab es für die noch kein Farbschema. Ich habe die einfach Schwarz gemacht, mit bisschen rot und bisschen weiß bemalt, geht immer. Und interessanterweise war es dann nachher schwarz mit rot und weiß, Glückgehabt. Das ist auch überall wo ich unterwegs bin online mein Profilbild, das ist tatsächlich das Insignia von Forge World Cyclothrathe. Das rote Zahnrad mit der Spinne in der Mitte.
CB: Ist das dann auch deine bevorzugte Range innerhalb des Horus Heresy Sortiment?
BF: Ja, 100%. Also Mechanicum holt mich ab und ist in meinen Augen einfach die interessanteste Fraktion, auch spieltechnisch. Sie ist einfach sehr vielseitig was die Möglichkeiten angeht, so ein Projekt umzusetzen und oben drein halt auch noch ungemein schöne Püppchen. Thalaxi, die größeren Automata, das ist einfach schön und auch etwas - da will ich jetzt nicht vorgreifen, einfach eine Sache die mir bei GrimDarkTerrain sehr viel Spaß macht. Wo ich auch Einfluss darauf nehmen kann, wie die Leute Mechanicum Gebäude sehen. Es macht mir einfach Bock.
CB: Da das Mechanicum gar nicht so sehr im Vordergrund der Romane stehen, wäre meine nächste Frage, was ist dein bevorzugter Zeitabschnitt bzw. „Lieblingsevent“ in der Horus Heresy Timeline.
BF: Da würde ich sagen, habe ich tatsächlich drei. Einmal ist natürlich der Solar War, weil das einfach der Klimax des ganzen Konflikts ist. Da entscheidet es sich. Da sind alle am Start. Und jetzt mit den mehr und mehr Informationen, die über die Romane kommen - da ist auch einfach sehr gut gearbeitet worden von der Black Library, denn das Ganze ist sehr gut verzahnt - das finde ich sehr spannend. Das ist einfach so ein ultimativer und brutaler Konflikt und das ist auch etwas, was den Reiz an Warhammer aus macht. Beim Solar War ist dann so konzentriert auf das eine System. Da trifft sich alles und haut sich die Schädel ein. Istvaan III wird von vielen genannt, aber das ist für mich eher so ein Clean-Up, ein leichtes Intro. Da finde ich Istvaan V deutlich interessanter, weil es die Tragik der unterschiedlichen Charaktere zeigt. Wenn man da Vulkan oder Ferrus Manus sieht, die durch ihre Hybris getrieben unbedingt nach vorne müssen und da eine Menge falsch machen. Und den damit zusammenhängenden Shadow War, der primär die Raven Guard betrifft. Und dann last but not least, einen der entscheidendsten Konflikte, der aber häufig nicht so ganz genannt wird, ist für mich halt Schism of Mars, was sehr früh in der Heresy stattgefunden hat. Dadurch, dass Kelbor Hal die Sache im Prinzip für sich entschieden hat und der loyale Teil des Mechanicum nach Terra geflohen ist, nur dadurch war es möglich, dass überhaupt so viel Material, Rüstungen usw. verfügbar war. Wäre das anders ausgegangen, wären die Verräter wahrscheinlich nie bis Terra gekommen, weil du da direkt eine ganz andere Macht hast. So hatten sie direkt schon einen Brückenkopf mitten im Sol-System. Und das ist ein sehr interessanter Konflikt, über das recht früh sogar ein Buch bei der Black Library (Anm. der Redaktion Roman 9 - Mechanicum) gekommen ist. Das ist auch etwas, was ich recht schade finde, dass wir dafür kein altes Black Book mehr von Forge World bekommen haben, da die Black Books einfach nochmal eine andere Wertigkeit für die "historische Akkuratesse" mitgebracht hätte. Ich habe die neuen Bücher noch nicht gesehen, aber ich bin mir nicht sicher ob das auf diesem Level fortgesetzt wird, mit der gleichen Detailverliebtheit die jetzt z.B. in das Drop Site Massacre geworfen wurde. Daher ist es etwas schade, dass wir das in der Form nicht sehen werden, genauso wenig wie die Terra Bücher als Black Book.
CB: Da muss man erstmal schauen, wie die 2. Edition sich gestaltet. Da komme ich aber später noch zu sprechen, da gab es durch interne Veränderungen bei Forge World eine Lücke bei der Umsetzung. Aber was ist dein aktuelles Projekt bzw. was setzt du aktuell für 30k um? Erweiterung der White Scars?
BF: Also ich habe hier noch eine ganze Menge White Scars die ich bemalen muss (lacht), ich habe aber auch die letzten zwei Jahre relativ wenig Heresy gemacht. Einmal natürlich Pandemie bedingt, und ein großer Treiber waren natürlich Heresy Events. Da hat man zugesagt und musste bis dahin halt Sachen fertigkriegen. Das habe ich die letzten zwei Jahre auf jeden Fall gemerkt, dass der Eventdruck gefehlt hat und man dann nicht so Gas gibt beim Malen. Oh und ich habe natürlich auch noch Custodes und davon nicht wenige. Und ein ganzes Knight House habe ich auch (lacht), also da ist zu tun.
CB: Das bestehende Backlog mal ausgeblendet, was wäre in dem Kontext dein absolutes Traumprojekt für die Heresy. Ohne Limitierung auf Budget oder verfügbar Miniaturen, einfach von dem was der Hintergrund hergibt?
BF: Da gibts zwei Sachen. Erstes: Magma City auf Mars. Aber das wäre wahrscheinlich GDT Design in groß. Aber das andere wäre Ding ganz klar Drop Site Massacre. Eine Platte einfach voll mit kaputten Thunderhawks und Storm Eagles. Das wäre einfach das Ding - wenn Budget keine Rolle spielt - wäre das genau die Platte die ich bauen würde.
CB: Für Adeptus Titanicus wäre das ja durch aus in "greifbarer" Reichweite.
BF: Ja, denke ich. Für Titanicus sollte das machbar sein. Sollte denn Epic irgendwann mal kommen, wird es da sicherlich sehr, sehr geile Platten dafür geben. Aber das wäre wirklich ein imposanter Tisch und ein Projekt, was ich wirklich gerne mal machen würde. Bei so großen Titanen Manipeln und so Dingern, stellt sich halt auch immer die Frage, wo lagert man den ganzen Kram. Von dem Thema bin ich runter und bin da auch sehr froh, dass es Titanicus als Spielsystem gibt.
CB: Absolut. Ich habe das auch am Rande von diesem Titan Walk mitbekommen, was für ein Krampf ist, die Modelle zu transportieren. Aber ich muss sagen, so ein Traumprojekt für mich wäre die Lunar / Traitor Solar Auxilia. Das Artwork was man da bisher gesehen hat, und auch die Truppen die z.B. auf Cthonia als Unterstützung der Sons of Horus bekannt sind. Das sieht schon sehr schick aus.
BF: Das ist auch eine der schönen Sachen, was mich an der Heresy Zeit so reizt, dass die menschlichen Fraktionen und auch das Imperium als solches noch so stark divers gewesen ist. Weil halt nicht alles über 10.000 Jahre gleich geschaltet wurde z.B. durch den Codex Astartes oder durch irgendwelche Imperialen Armeestrukturen. Man hat ja weitestgehend die Welten, die in annektiert wurden, erstmal so eingebunden und wenn die dann halt so halb kannibalistische Kultur hatten, dann musste man halt damit leben ...
CB: ... solange die ihren Zehnten an Terra abdrücken...
BF: Genau, Hauptsache sie schicken noch ein paar Jungs mit. Dadurch hat man in der Heresy einfach viele Möglichkeiten was die Auxilia und die Milizen angeht.
CB: Aber weg von den Hilfstruppen, hin zu den Mark VI Marines. Die neue Age of Darkness Box von gekauft?
BF: Tatsächlich nicht. Ich hatte am Pre-Order Tag recht viel zu tun und bis ich dann gegen frühen Mittag am Rechner war, habe ich nirgendwo mehr eins bekommen. Was aber für die Heresy spricht, war alles ausverkauft. Aber das ist jetzt nicht so kritisch, ist jetzt nicht so, als hätte ich nichts zu basteln.
CB: Das wäre auch die Frage. Hast du mit den White Scars überhaupt Bedarf an Mk VI Corvus Armour oder bist du auch durch die Custodes erst einmal versorgt?
BF: Ich habe auf jeden Fall genug Servorüstungen und genügend Mk II und Mk III Rahmen. Daher löst Mk VI bei mir jetzt keinen direkten Bedarf aus. Worauf ich scharf gewesen wäre, wäre in der Tat der Contemptor und der Spartan. Das hätte mich gereizt.
CB: Spartan ist ein Traum, das sieht man auch in der Review. Ich denke für dich, als versierten Forge World Modellbauer, du wirst den Unterschied merken und nochmal mehr zu schätzen wissen, als die die jetzt vom Phobos Land Raider auf den Spartan wechseln.
BF: Ja, wobei Land Raider und Spartans gingen ja noch. Was so wirkliche Hölle gewesen ist, sind diese Plastik-Resin-Mischbausätze, wie der Fire Raptor oder sowas. Da hat man dann verzogene Teile die man irgendwie mit dem Plastik kombinieren musste. Das eine hat dann tipptopp gepasst und der Rest musste dann dran gespachtelt werden. Das vermisse ich jetzt nicht so. Aber auf das neue große Plastik wäre ich halt scharf gewesen. Auch auf das Buch wäre ich scharf gewesen. Das gibt es, wenn ich das richtig verstehe, noch nicht einzeln. (Anm. der Red.: Zum Zeitpunkt des Interviews war es noch nicht einzeln erhältlich).
CB: Es wird wohl für eine zweite Welle nachgedruckt werden.
BF: Die Tage ist auch die Roadmap veröffentlicht worden, und es soll ja auch die PDFs recht früh von den Büchern geben. Was natürlich schön ist.
CB: Das ist auch super, weil das auf das narrative Thema aufgreift. Du bist in der Heresy ja nicht nur in 28-32mm unterwegs, nennen wir es mal Full-Scale, sondern auch im deutlich kleineren AT Maßstab (Quarter-Scale um die 6 bzw. 8 mm Diskussion zu umgehen). unterwegs. Im direkten Vergleich, was holt dich da mehr ab?
BF: Die Transportierbarkeit von Adeptus Titanicus spricht mich zum einen an, aber auch dass man im Scope halt anders unterwegs ist. In Titanicus hat man die Möglichkeit komplette Titanengruppen zu spielen, also eine Sache die den Wahnsinn und die Eskalation der Heresy Zeit abbildet. Dass da bei einem Aufeinandertreffen einfach mal 100 Titanen kaputt gehen, ist eine Sache, die kann sich das Imperium in Wh40k gar nicht mehr leisten. Und dadurch, dass du den anderen Maßstab hast, kannst du auch einfach viel geilere Sachen mit Gelände machen. Beispielsweise bei einer Wüstenplatte kannst du auch mal eine Oase oder so einbinden, oder ganze Fabrikkomplexe aufsetzen und so weiter. Auf 28mm würde das direkt den Tisch zu stark dominieren.
Und das bietet halt auch das, was mich als fast 40-jährigen Spieler halt so abholt. Ich habe halt keinen Bock auf Turniere und "kompetitives" Spiel, ich will auf ein Event gehen, ich will gut bemalte Armeen sehen, dabei ein paar Bier trinken und eine coole Story erleben und das ist was wonach ich schaue, wenn ich spiele. Und dazu gehört für mich halt auch, dass man nicht auf Tischen spielt, die nach London Open Tournament aussehen, mit 5 quadratischen Schaumstoffblöcken auf dem Tisch hast, sondern Gelände hast, was das auch abbildet, was du da gerade spielst.
CB: War das für dich auch der Grund dein eigenes Projekt mit GrimDarkTerrain zu starten? Also dieser Mangel an passendem, atmosphärischem Gelände in dem Maßstab?
BF: Ja, ganz genau das. Es ist - so banal es jetzt klingt - genau das. Es ist exakt das gewesen. Titanicus ist so gelaufen, ich wohn inzwischen nicht mehr in Bonn, ich habe hier vor Ort exakt einen Kumpel der mit mir das Hobby teilt und wir waren aber direkt All-in, "Geil-geil-geil, Titanicus kommt!" und dann gut ein Jahr nach der Ankündigung darauf gewartet und dann kam das. Und da hat jeder von uns gefühlt 3 Grandmaster Boxen gekauft und gemerkt, da gut, da ist jetzt viel Gelände drin, aber relativ langweilig. Mit dem was gab, hat man nicht so viele Möglichkeiten, denn du kannst diese "Würfel", die die Gussrahmen hergeben eben nur in einer bestimmten Anzahl an Variationen stapeln und bauen. Und genauso fing es an. Völlig übermotiviert "So, ich lern jetzt 3D und dann mach ich mir das einfach selbst..." und dann fing das genauso an. Mit ein paar kleinen Tanks und Kram den man sich auf's Dach klebt. Ich könnte ja auch was Kompatibles machen und so wurden dann die Teile immer komplexer.
Ich hatte das dann auf meinem Instagram geteilt und da ziemlichen Zuspruch bekommen, und es kamen mehr und mehr Leute die sagten, das ist geil, das musste verkaufen. Und das hat dann aber trotzdem gut zwei Jahre gedauert, denn Titanicus kam 2018 raus und ich hatte mich dann im Discord von den Australiern - fairerweise nicht ganz nüchtern - überreden lassen, dass ich das anbieten werde und Leuten verfügbar mache. Und es war eine gute Entscheidung.
CB: Über die Insta-Geschichte haben wir uns damals ja auch kennengelernt - mit beiden Sachen Broncofish und GrimDarkTerrain. Und dann brauchte es erst einmal eine Telekom Hausmesse, damit man sich mal persönlich trifft *lacht*
BF: Ja, richtig. Aber auch gut, dass du geschrieben hast, du vor Ort bist, sonst hätten wir uns da verpasst.
CB: Aber mit 3D Druck - das ist auch ein super spannendes Thema und da bin ich selbst auch seit ein paar Monaten dran und auch im Kleinstmaßstab. Aber nicht die 28mm Armeen, sondern Epic und Co. Wie bewertest du die Auswirkungen von 3D Druck aus deiner Sicht auf das Hobby bzw. auf "Nischenthemen" wie 30k? Denn es wird wahrscheinlich nicht mehr lange Nischenthema bleiben.
BF: Also ich habe da ganz ehrlich gemischte Gefühle zu. Es gibt im gesamten Bereich 3D Druck aus meiner Sicht zwei Bereiche. Es gibt den einen Bereich von Leuten, die in so einer End-90er, Napster-Stimmung möglichst viel zu saugen und alles für Umme und nichts bezahlen. "Ich druck mir das alle selber" und diese Leute werden dann gefüttert von Leuten, die das was Games Workshop macht stumpf kopieren und in meinen Augen keinerlei Mehrwert schaffen. Das ist in meinen Augen eine reine Piraterie Szene in der man sich bewegt. Mein liebstes Beispiel ist da dieses Preview von der Necromunda Wassergilde, wo der Wasser-Ogryn 10 Tage nach dem Preview als STL käuflich erhältlich war. Und das gab es früher halt nicht. Das finde ich ganz ehrlich gesagt Scheiße. Punkt. Es gibt so viele talentierte Leute und so ein Modell nachzubauen, braucht - auch wenn man es "nur" nachbaut - einen ziemlichen Level an Skill, damit es anschließend anständig aussieht. Dann finde ich es einfach schade, wenn dieses Talent nur dazu genutzt wird um eine Idee zu klauen. Ich will jetzt nicht die Diskussion auf machen "Ja, aber von GW klauen, ist okay, denn GW ist eine Corporation und die verdienen so viel Geld, lalalala". Man muss da einfach realistisch bleiben, Games Workshop hat eben das Hobby, was wir alle mögen und machen, halt zu einem gewissen Grad erfunden oder zumindest stark geprägt, und auch wenn ich nicht alles gut finde, was die tun, ist es trotzdem entscheidend, was da für Designentscheidungen getroffen werden. Und da einfach hinzugehen mit dem Ziel, also wenn man da manche Leute so reden hört, könnte man meinen das deren Ziel ist, das GW kaputt geht. Und da haben wir nichts von. Keiner. Das kann es ja nicht sein.
CB: Da muss ich sagen, da hatte ich damals auch einen ganz interessanten Input zu gehabt. Die Marktbereinigung die es das eine oder andere Mal gab, als verschiedene Firmen eben nicht mehr Mitbewerber von Games Workshop waren. Und da z.B. die Kunden meinten, "Ja, ist doch total Geil für GW, wenn es z.B. Confrontation nicht mehr gibt, denn dann haben die einen größeren Marktanteil..." aber die GW Leute, also die Kreativen mit denen ich gesprochen habe, haben da ganz klar verneint. Das wäre überhaupt nicht "geil", weil eigentlich die Tatsache, dass Confrontation da eben auch sehr gute Sachen herausgebracht hat, hat sie eben angespornt noch mehr Gas zu geben und noch besser zu sein, in dem was man tut. Und wenn man diese Herausforderung eben nicht hat, dann wird man träge. Und da bin ich ganz bei dir. Wenn die Leute, diese Energie, die sie in Plagiate stecken, in die Ausarbeitung eigener Ideen stecken würden anstelle einen Kratos 1:1 nachzubauen um den dann für 15 EUR als STL anzubieten, würde das Games Workshop mehr unter Druck setzen, als dieses Bootleg Ding zu fahren.
BF: Das ist eigentlich eine Superüberleitung zu der anderen Hälfte, dessen was so passiert im 3D Druck. Das ist ja genau das, wo ganze System am Leben gehalten werden. Ohne 3D Druck gäbe es keine lebendige Epic Szene, ohne 3D Druck gäbe es keine lebendige Battlefleet Gothic Szene. 3D Druck ist da gerade für den kleineren Maßstab eine unfassbar dankbare Sache. Denn der Maßstab in dem z.B. Titanicus ist, ist ein Maßstab den selbst kleinere 3D Drucker sehr gut hinbekommen, mit relativ wenig Aufwand recht geniale Sachen machen kannst. Von Gelände, über Missionsziele, Fahnen, alternative Köpfe, alternative Waffenloadouts. Aber auch Waffen oder Ausrüstungsgegenstände die es zwar in den Regeln gibt, aber (noch) nicht verfügbar sind. Und da denke ich, dass es eine riesige Bereicherung ist, da eine Menge Kreativität drinsteckt.
CB: Das was in anderen Systemen bisher die kleineren Resinbuden angeboten haben, kann man jetzt natürlich viel besser vertreiben, da du nicht daran gebunden hast, einen Händler in Massachusetts zu haben, sondern du kannst die STL verkaufen, die die Person dann selbst drucken kann.
BF: Oder halt komplett nischige Sachen machen, die dann nur diese eine Legio hat, weil du halt weißt, dass der Händler davon jetzt 10.000 Stück verkaufen muss, damit es sich lohnt.
CB: Und dafür finde ich das Format auch super, wie bspw. Patreon auch super, weil man damit Leute unterstützen kann, die genau sowas machen. Das andere was du gerade genannt hast, ist auch genau der Grund warum ich mir einen 3D Drucker gekauft habe. Ich bin im Herzen ein GW Fanboy der späten 90er. Und ein paar der Specialist Games waren halt mit dem Budget damals, was ich als älterer Teenager hatte, einfach nicht drin. Und so wie ich mir jetzt meine zweite Edition Eldar Armee "zurückgekauft" habe, wenn man so möchte, ist das halt bei anderen Systemen überhaupt nicht drin. Bei Epic ginge es noch, wahrscheinlich, einigermaßen, aber andere Sachen wie Warmaster oder BFG gebraucht zu kaufen, kann man vergessen. Das Angebot ist sehr gering, und die Preise sind einfach jenseits von Gut und Böse. Und da stellt 3D Druck eine gute Möglichkeit in ein System einzusteigen, was von der Community noch hochgehalten wird, wo es aber auch kein Angebot von Games Workshop gibt. Es ist nicht so, also würde ich mich darum drücken wollen 35 EUR für eine Box zu bezahlen. Nein, Nein. Ich habe keine Lust 110 EUR für irgendwas zu bezahlen, was dann wahrscheinlich auch noch ein Recast ist und werfe dann irgendeinem Gierbock die Kohle hinterher.
BF: Absolut. Ohne 3D Druck gäbe es keine Warmaster Community. Und in manchen Ländern in denen es sehr, sehr lebendige Epic Community, in Frankreich z.B., oder auch in Australien, gibt es sehr viel in der Richtung unterwegs. Und das wäre undenkbar ohne 3D Druck. Und da findet natürlich auch eine Menge Kreativität statt. Und dann gibt es auch nochmal den komplett freien Bereich, wo du unfassbar talentierte Menschen hast, die unfassbar genialen Kram machen. Um da jetzt mal ein paar Shout-Outs zu geben, Lauren die jetzt unter Solwyte, unterwegs ist, macht richtig, richtig gute Püppchen. Und gerade jetzt, wenn die 8K Drucker kommen, dann wird das richtig rocken. Und der andere, der ist nicht so bekannt, aber der macht auch richtig gute Sachen, das ist Wilph mit seinem Label Diverging Realm. Und dann natürlich auch die ganzen Maler, die das einbauen, mit den Möglichkeiten alles Denkbare umzubauen und zu personalisieren, ist natürlich mit 3D Druck einfach der Wahnsinn. Das ist das, wovon Leute in den 90ern feucht geträumt haben und es ist jetzt greifbar.
CB: Aber unter den Gesichtspunkten, GrimDarkTerrain findet im "Quarterscale" von Adeptus Titanicus statt, wird es da noch eine Ergänzung im "Full Scale" geben? Klar, ich kann mir die Walls of Mytelene auch auf dem PLA Drucker auf 400% ausdrucken. Aber gibt es da Pläne?
BF: Das geht. Das machen auch Leute. Ich habe den Zug und die Festungsmauern auch schon im "normalen" Warhammer Maßstab gesehen. Das sieht auch relativ okay ist. Das Ding ist aber, dass das Konzept von GrimDarkTerrain ist aber, dass man ein modulares, durchdachtes aber sehr individuelles System hat. Ich habe da jetzt über 1.000 Teile gemacht und die sind teilweise untereinander komplett kompatibel. Und auch kompatibel zu den Plastikbausätzen. Und du kannst da auch alles Mögliche bauen inzwischen. Von Airfields, über Mechanicus Sachen, Imperiale Stadtstrukturen mit Straßen, und jetzt ganz neu Raffinerien. Sowas in 28mm zu übersetzen, da muss man vor allem erst einmal die Entscheidung treffen, was wollen wir denn überhaupt übersetzen. Viele Sachen die ich gemacht habe, machen einfach in 28mm keinen Sinn. Und das ist das dankbare am Titanicus Projekt, denn im Endeffekt, um es mal herunterzubrechen, mache ich schöne Sichtblocker.
CB: Das verstehe ich. Das ist auch was, was mir bei 28mm Gelände wichtig ist. Es sollte halt nicht nur Sichtlinie blocken, sondern einen Point-of-Interest darstellen, irgendwie Interaktionsmöglichkeiten bieten und daher feiere ich das auch stark, was bspw. Poom gerade macht, diesen Marktplatz gepostet. Andere hätten da jetzt einfach nur die Container hochgestapelt, aber er schafft es dort eine Szene aufzubauen, die immens lebendig wirkt, auf der eigentlich niemand drauf ist. Aber die Komposition ist so genial, dass es trotz der statischen Szene, unglaubliche Immersion schafft.
BF: Da hat Poom ein mega gutes Händchen für. Sachen nicht nur so in Szene zu setzen, dass man sich denkt, boah, wenn mein Kram doch nur mal halb so geil aussähe. Sondern da nochmal einen Drauf zu setzen, dass es immer Sinn macht. Man kann sich vorstellen, dass ein Marktplatz ist, da war vor 5 Minuten noch Leben, aber dann haben die beiden Gangs angefangen da herum zu schießen und alle sind in Deckung. Da hat er ein Riesentalent für. Ein anderer der dafür auch ein gutes Auge hat, ist Shibboleth. Mit seinem Rattengrill und solchen Sachen, einfach sehr geile Sachen für Necromunda gemacht. Und übrigens auch immens geiles Gelände für Necromunda gemacht. Mit so Hochhäusern, die so leicht Hongkong City Stil hatten, mit Kabeln usw.
CB: Da gibt es auch einen großartigen Digital Artist, der dafür passende STLs anbietet. Lazy Forger. Der macht das auch richtig cool, für AT wäre es jetzt nicht meine erste Wahl, da insgesamt zu niedrig. Aber für Epic schon ziemlich passend oder idealerweise 15mm Mech-War, so absoluter Fit. Wo die Mechs jetzt etwa so groß wären wie ein Space Marine in 28mm, dafür wäre es absolute Sahne.
BF: Designmäßig passt Lazy Forger nicht so 100% in die Warhammer Welt. Das ist mir noch zu nah an der jetzigen Zeit. Mit den Wellblechhütten und dergleichen. Aber richtig gute Sachen, handwerklich top gemacht. Richtig gutes Zeug.
CB: Apropos richtig gutes Zeug. Lass uns hier mal ein bisschen die Kurve kriegen, vom Schwärmen alter Männer zu den neueren Sachen zu kommen. Durch die neuen Plastiksets und die Starterbox hat man hier eine deutlich gesenkten Einstiegshürde für die Spieler. Allein das was in der Starterbox drin ist, hätte bei Forge World hat gute 800 EUR gekostet, zzgl. britischen Versand, Kreditkarte oder hättest halt vor ein paar Jahren im Games Day in der Schlange gestanden und wird jetzt in deinem FLGS für 225 EUR UVP angeboten.
BF: Ja, absolut und damals hättest du dann vor'm Spartan gesessen und erst einmal überlegt, wie bau ich das Ding überhaupt zusammen oder hättest übelste Gussfehler in den Space Marine Beinen gehabt und so Späße. Das ist jetzt deutlich einfacher.
CB: Aber was würdest du Neueinsteigern mit auf den Weg geben bzw. als Tipp äußern? Das ist ja jetzt deutlich größer als die "übliche" 1.500 Punkte 40k Armee, da sind ja durchaus Projekte dabei, die sind ganz schnell in der Größenordnung Apokalypse. Gerade durch die Projektgröße und durch die Masse an Fluff löst es zwar eine Begeisterung aus, wirkt aber vielleicht für manche auch Einschüchternd. Was würdest du da neuen Spielern mit auf den Weg geben wollen?
BF: Also ich kann natürlich wenig zur Force Organisation oder sowas sagen. Da weiß natürlich eh keiner was los ist. Ich empfehle persönlich, und das ist das was in der Heresy Community immer im Vordergrund stand, spiel das was du geil findest. Man kann natürlich direkt was bauen, aber man muss natürlich, gerade bei so einem narrativen Setting und das ist hier in dieser epischen Geschichte besonders wichtig, überlegen, was will man den eigentlich für eine Truppe haben? Denn anders als im 40k Bereich, wo du einen ziemlich monothematischen Space Marine Orden hast. Sagen wir mal Exorcists in 40k, stark spezialisierter Orden, nicht sonderlich groß, vielleicht 600 Mann. Ja, richtig. Gab es. In jeder, einzelnen Legion als Kompanie oder Einsatzverband.
CB: Das sollte man vielleicht den Neusteigern mal so zur Größenordnung mit auf den Weg geben. Ein Space Marine Orden in 40k sind etwa 1.000 Space Marines, aber eine Space Marine Legion während der Horus Heresy waren einfach mal, je nach Legion zwischen 100.000 und 260.000 Space Marines.
BF: Das ist richtig. Und es gab natürlich auch ein paar die etwas weniger waren. Thousand Sons zum Beispiel. Aber Word Bearers oder Ultramarines. Da waren in einer Legion mehr Space Marines am Start als im gesamten 40k Universum aktuell verfügbar sind. Und diesen Maßstab muss man sich halt klar machen, wenn man überlegt, was will ich eigentlich machen oder was erwarte ich eigentlich von meiner Armee. Es ist absolut legitim eine hochspezialisierte Bikertruppe die halt Ultramarines sind, das gab es in jeder Legion. Es gab auch reine Dreadnought Verbände bei den White Scars, weil die Legionen einfach so groß sind. Und diese Spezialisierung tritt nicht weiter ein. Daher, baut sie nicht alle direkt, auch wenn es schwierig ist da zu wieder stehen am Anfang, baut vielleicht den Spartan auf, oder den Contemptor, aber lest euch erstmal ein, worauf habe ich überhaupt Bock und wie will ich die eigentlich spielen. Denn das ist etwas, wo die Heresy sehr divers gewesen ist, denn du hast in jeder Legion 1.000 Möglichkeiten diese zu spielen. Was ich eingangs gesagt hatte wegen des Mechanicum, es gibt so viele Möglichkeiten das Mechanicum zu spielen, das gibt es auch mit Word Bearers, das gibt es auch mit Ultramarines und so weiter. Und insbesondere so sehr große und frühe Legionen, wie Dark Angels, die haben unglaublich spezialisierte Teilkontingente, womit man im Prinzip alles machen kann. Man muss das ja ganz simpel sagen, such' dir den Fluff aus, der dich anspricht, such' dir eine Farbe aus, die dich abholt und dann kannst du dir damit eine coole Space Marine Armee damit bauen. Mit eigenen Helden und allem Drum und Dran.
CB: Das ist ein guter Anknüpfungspunkt für meine nächste Frage. Wie muss man sich als Außenstehender die 30k Community vorstellen? Es gibt hier ja keine klassischen Turniere und auch das was bspw. auf T3 gelistet ist, ist weit von dem entfernt, was man bei anderen Warhammer Systemen findet. Wie tickt hier die 30k Community?
BF: Also ich kann mich nicht daran erinnern, im deutschsprachigen Raum überhaupt ein klassisches Turnier im Heresy Bereich gesehen zu haben. Alle Events an denen ich selbst teilgenommen habe, waren immer narrative Events. Ich kann hier natürlich nur für meine eigene Bubble sprechen, in der ich dem Hobby nachgehe und da ist es immer so gewesen, dass es so ein bisschen ältere Leute waren, die nicht so viel Zeit haben, aber auf einem recht hohem technischem Standard Hobby gemacht haben, also gut malen, viel über die Geschichte nachgedacht, viel darüber nachgedacht, wer sind denn die Leute, Charaktere entwickelt und so weiter. Also dieser ganze Name Plate Kram, das ist eigentlich damit durchgegangen, weil die Heresy Spieler den Bedarf hatten, ihre Charaktere zu benennen und dann ist Versatile Terrain entstanden. Das ist ein Ding aus der Heresy Community, denn die waren die ersten, die 3d gedruckte Platten für die Bases angeboten hatten. Ich habe selbst an mehreren Events teilgenommen, wo es verpflichtend war, namhafte Charaktere mit kurzem Hintergrund dabei zu haben, weil man da so eine gewisse Charakterentwicklung hatte. Und wenn du beim ersten Event warst, konntest du die Charakterentwicklung mit auf den zweiten Event mitnehmen und dort weiterspielen. So ein bisschen Necromunda / Mordheim mäßig. Natürlich mit weniger Ingame Auswirkungen, aber es ist schon eine Sache, an der die Heresy Community daran festhält und das so umsetzt. Ganz viel narrativ und das spiegelt sich auch in dem wieder, wie die Black Books aufgebaut waren. Du hast da vielleicht 20-25% Regeln und Armeeliste, und der Rest ist halt echt nur Fluff mit Karten, mit Listen, Timelines und so weiter. Und das ist auch das, was mich an den Veranstaltungen so abgeholt hat. Ich habe keine Lust auf Stress auf einem Event. Ich möchte nicht da nicht sitzen und mir denken, "Boah, ich muss das jetzt gewinnen". Sondern eher, meine Teamkollegen dahinten am Tisch, bei denen läuft es eigentlich ganz gut, wenn ich hier ein Unentschieden hinkriege oder nicht ganz so schlimm auf's Maul kriege, haben wir genügend Ressourcenpunkte erkämpft um das und das Upgrade zu kaufen, den Artillerieschlag auszulösen oder oder oder. Und dann ist das auch viel entspannter. Aber dann kommt plötzlich die Spielleitung und sagt, "So, Jungs, die Traitor machen gerade ein Virusbombardement - alle Platten würfeln für bitte für jede Einheit einmal" und dann wendet sich das Blatt. Und das ist das, was ich persönlich total gut finde, weil dann steht das Gewinnen oder Verlieren nicht so sehr im Vordergrund. Klar, macht es mehr Spaß zu gewinnen.
CB: Klar, aber wenn die Story gut ist, ist das wichtiger. Das ist auch etwas, was ich im historischen Bereich von ein paar "seniorigen" Wargamern gehört habe. Wo dann in Nordfrankreich ein Chateau angemietet wurde und dort dann mit 30-40 Leuten bspw. die Landung in der Normandie oder die Schlacht von Kursk gespielt wurde. Auch narrativ, aber halt auch so, dass dann 10 Spieltische die Frontlinie abgebildet haben, und zugelost wurde, wo dann die schwere Panzerdivision aufschlägt. Und das ist halt was ganz anderes als so ein forciertes Turnier und die Leute machen man dann komisches Army Building oder andere Sachen, die auf den Spaß drücken.
BF: Ja, richtig. Und vor allem hat es einige ganz, ganz angenehme Nebeneffekte. Die Motivation zu schummeln ist deutlich niedriger, wenn es um nicht so viel geht. Wenn du am Ende nach Hause fährst und das Ganze so ein bisschen Revue passieren lässt, denkste dir, der und der Charakter hat echt geilen Scheiß gemacht oder als das und das passiert ist, hat sich das Blatt echt nochmal gewendet für uns. Ich weiß, da reden draußen auch bei anderen Systemen, narrative Play, yadda-yadda, aber das ist in der Heresy immer hochgehalten worden. Und zwar egal wo du bist, ob das jetzt England war, oder Australien, das ist der gemeinsame Nenner, bei dem alle mitmachen. Und das ist für mich der Kern dieses Systems.
CB: Das erzeugt natürlich auch mehr Bezug zu deinem Projekt. Weil du da nicht nur irgendeinen 3 Meta Punkte ausmachenden Tier X Level Miniaturenhaufen hast, sondern du bist ja mit deiner Truppe durch das Feuer gegangen.
BF: Genau. Und das ist was für mich das immer ausgemacht hat und den Reiz dargestellt hat. Es ist schon irgendwie cooler, bei einem Bier sich darüber zu unterhalten, in welcher Expedition Force deren Armeegeneral war und was der da gemacht hat, und warum der die und die Waffe bevorzugt als zu sagen, Ich spiel die und die Kombi und da habe ich 5 wiederholbare 2+ Rettungswürfe. Da habe ich ganz klare Präferenzen.
CB: Umso interessanter ist es, was jetzt mehr im Vorfeld als direkt zum Release stattgefunden hat - der 30k Community wurde in letzter Zeit häufiger Gatekeeping unterstellt. Wenn man das jetzt so hört, was du beschreibst, versteht man natürlich, dass die Leute einen gewissen Anspruch haben und da vielleicht auch gar nicht so scharf darauf sind, dass der Verwässert wird. Oder wie stehst du zu diesem – ich nenne es mal – „Vorwurf“.
BF: Also was das Gatekeeping angeht, muss ich sagen, das ist ein Vorwurf den habe ich im Internet sehr, sehr häufig, auch im Kontext Titanicus gesehen. Und mit dem Vorwurf sind viele Leute sehr, sehr schnell. Und ich finde den Vorwurf an vielen Stellen auch unberechtigt. So. Denn was heißt denn Gatekeeping? Also ich kann eine Party gatekeepen. Jemand freut sich, geht dort hin, ist vorbereitet und da sag ich "Nö, du kommst hier nicht rein". Das ist für mich Gatekeeping. Wenn es darum geht, dass ich mit jemandem Zeit verbringen soll, der aber leider nicht das macht, was ich unter dem Hobby verstehe, ist das in meinen Augen keine Gatekeeping. Das heißt nicht, dass man irgendwie unfreundlich oder asozial sein muss, zu Leuten im Internet oder sich gegenseitig anpflaumen muss oder so. Aber es ist halt einfach ein Unterschied ob ich vielleicht eine Armee habe in die ich 600 Stunden Zeit gesteckt habe, weil die tipp-topp mega geil bemalt ist und ich zwei Mal im Jahr die Zeit dazu habe, damit zu spielen. Und dann kommt da ein Typ an, der auf schwarze Bases geklebte, grundierte Püppies auf den Tisch stellt. Das macht keinen Spaß und ich habe solche Sachen auch selbst schon erlebt. Und das waren dann Situation, wo ich ganz klar sage, Nein. Wenn ich irgendwo bin, dann erwarte ich, dass mein Gegenüber das ernst nimmt, was wir da machen. Wenn du einfach nur zocken willst, geh halt auf ein 40k Turnier oder so. Aber wenn die Meta des Termins ist, alle haben cool bemalte Armeen und machen sich ein bisschen Gedanken und stecken da viel Liebe rein, sind alles keine Powergamer und so weiter, dann erwarte ich das auch. Es macht auch keinen Spaß. Es macht keinen Spaß gegen eine Armee zu spielen wo rein gar nichts WYSIWYG ist. Es macht auch keinen Spaß gegen eine Armee zu spielen, bei der Plasmawerfer auf das Base gelegt werden, weil die Leute zu faul waren um das zu magnetisieren. Aber wenn ich dann sage, ich habe da keine Lust gegen zu spielen, ist das in meinen Augen kein Gatekeeping. Und wenn Leute sagen, ist schön, dass du eine 40k Death Guard Armee hast, aber es ist eine 40k Death Guard Armee. Du würdest auch nie auf die Idee kommen mit einer Infinity Truppe Heresy zu spielen. Das ist einfach, wenn faule Leute auf Widerstand stoßen, ist der Vorwurf schnell dabei "Das ist Gatekeeping"-Rumgenöle.
Auf der anderen Seite ist es aber auch so. Die Heresy war 10 Jahre lang ein relativ kleiner, eingeschworener Verein von alten Nerds gewesen, die halt total gerne ihre Zeit damit verbringen ewig lange Fluffdiskussionen zu führen.
CB: Du bist gerade dabei meine nächste Frage zu beantworten. Welche Auswirkungen wird die neue Edition aus deiner Sicht für das Spiel und insbesondere die Community haben? Da ist natürlich jetzt der Punkt, das viel neues Blut, das diesen Werdegang nicht mitgegangen ist oder gar nicht kennt, dazu kommt.
BF: Das ist ja auch okay. Das ist auch erstmal nichts neues. Das frische Blut gab es früher ja auch. Ich war auf Events, da war der Jüngste um die 15 oder so. Aber du hast gesehen, natürlich ist der frisch dabei und ist noch nicht so erfahren mit dem Bemalen, wie jemand der das schon seit 20 Jahren macht, aber du hast gesehen, der hat sich angestrengt. Der hat da Liebe reingesteckt. Die Sachen waren fertig bemalt. Und nicht nur Battleready, sondern schon zu seinem Level das fertig gemacht. Und ich habe den zwei Jahre später wieder getroffen und da hat der schon deutlich geiler bemalt. Und in persönlichen Events habe ich auf Heresy Veranstaltungen habe ich nicht auch nur im Ansatz irgendwas erlebt, wie Lästereien oder Rumgestresse. Und ich denke, dass diese ganze Gatekeeping Diskussion auch daran liegt, dass es eine bestehende Community gibt, die auch in den ganzen Jahren in denen nicht so viel Support da war, die Fahne hochgehalten hat, ganz ganz viel selbst gemacht hat, weil da von Forge World kaum noch was kam. Und da kommen jetzt eine große Menge an Leuten rein, die ganz viele neue Ideen haben, wie bspw. Black Templars in der Heresy spielen wollen, und dass das auf Widerstand trifft ... das da halt Leute sind, die sagen, Nee, bau dir halt eine Heresy Armee auf und dann knüpfen wir da an. Aber das ist halt überall so, wenn man irgendwo einen Zufluss an Leuten hat, die aber noch nicht so viel Erfahrung mit dem Thema haben, dann führt das zu einer Findungsphase. Muss man deswegen scheiße zu solchen Leuten sein? Nein, definitiv nicht. Muss man deshalb mit allen Leuten spielen? Nein, definitiv auch nicht. Und ich denke, dass das den gleichen Weg wie bei 40k oder anderen Systemen gehen wird, es werden sich unterschiedliche Untergruppierungen finden. Dadurch das Heresy so viel Coverage bekommt und der Hype so groß ist, werden sich die Leute da finden. Du musst das nicht überall machen, denn am Ende spielste sowieso wieder gegen die Leute, die du eh magst und mit denen du eh zu tun hast.
CB: Seien wir da auch mal realistisch, durch FOMO und Shiny-New-Stuff Syndrom, werden da auch wieder Leute abwandern, wenn die nächste Necromunda Erweiterung, Warhammer The Old World usw. raus kommt und ihre Spartans, ihre Mk VI Space Marines liegen lassen, da die Aufmerksamkeit nicht für alles reicht. Denn diese Hingabe, ich fokussiere mich auf ein System, wie das gerade bei 30k aufgrund der Größe notwendig ist, hat man bei vielen gar nicht. Ich bin da auch ehrlich, selbst bei mir, aufgrund des Platzbedarfs und meines Maltempos, um da jetzt, was weiß ich, Blood Angels in der Heresy auf eine sinnvolle Größe zu bringen, in der Zeit kann ich 4 oder 5 andere Projekte abschließen. Respektive mit dem Platz 5, 6 oder 7 andere Projekte unterbringen, alleine vom Lagerplatz. Und damit bin ich ja nicht alleine.
BF: Das ist eine Sache, da wird es sich auch einpendeln. Der Hype ist gerade groß und die Leute müssen damit erst einmal klarkommen. Es gibt hier natürlich viele Ressourcen, von sehr viel gutem Heresy Content auf den die Leute da zurückgreifen können. Und viel davon findet gerade ohne den Support von Games Workshop statt. Alleine wenn man sich anschaut, was an Bemaltutorials für Armeen da draußen ist. Was an Erfahrung an Armeeprojekten, die dich inspirieren können. Von Eventberichten, von Spielberichten, über über über, da ist so viel Content schon da, der in den letzten 10 Jahren entstanden ist, da wird sich irgendwie nochmal ein Heresy Standard bilden, was auch okay ist. Ich persönlich weiß aber wo ich nie teilnehmen werde, sind sicherlich Turniere, das ist eine Sache, da habee ich einfach keinen Bock drauf. Aber wenn da Leute Bock darauf haben, sollen sie halt machen. Es gibt auch innerhalb der Heresy Community sehr unterschiedliche Arten wie gespielt wird. Auch in der Heresy gab es auch mal die Diskussion, was da komplett schlecht ausbalanciert ist. Eine Zeitlang war Magnus mit Sekhmet Gefolge und 3-4 Panzern ein ziemlicher Auto-Win. Das war eine Stärke D Nova und alles zerstört. Die waren lächerlich stark. Oder Custodes. Das ist so weit gegangen, das Custodes auf Events verboten waren, weil die einfach viel zu lächerlich stark waren. Das ist okay, das wird sich auch selbst regulieren. Ich bin da auch nicht pessimistisch was das angeht. Die Standards werden sich finden. Es gibt das auch in anderen Systemen, wo die Leute einfach nur zocken und zocken und zocken, und Malen usw. einfach nicht im Vordergrund steht. Das wird sicherlich mit der besseren Verfügbarkeit auch in der Heresy dazukommen. Aber, das ist kein Grund für mich, mein Hobby anders zu machen.
CB: Dafür werden aber auch andere dazustoßen, die das so machen wollen, wie du es bisher machst und für die, neben der Verfügbarkeit, das Ganze eben jetzt auch erschwinglich wird.
BF: Manche Sachen sind in der Vergangenheit auch lächerlich teuer gewesen. Manche Squads, da brauchte man einen 10er Trupp und da muss man da 100 Pfund für auf den Tisch legen.
CB: Zumal das eigentliche Gatekeeping - um den Begriff nochmal aufzugreifen - war ja eher, finde da mal einen Deutschen unter 30 mit Kreditkarte, der vor 10 Jahren dann auch in England bestellt hätte, mit 15-20% Aufschlag für Versandkosten. Das ist nochmal eine ganz andere Art der "Ausgrenzung".
BF: Aber genau so lief das auch sehr lang. Die Leute haben dann gespart, gespart, gespart und irgendwann kam dann "Das Pfund ist nur auf 1,06 EUR!" und alle "Kaufen! Kaufen! Kaufen!", und so lief das dann auch, da hattest du auch erstmal genug. Und so lief das auch in der Heresy Community, das sind halt alles ältere, entspannte Leute, die eben 2-3 Mal im Jahr spielen und mal realistisch gesehen, auf allen Events ist die Hälfte erst einmal mit Regeln nachlesen drauf gegangen, weil keiner Routine hat.
CB: Das ist auch interessant zu hören, denn auf anderen Veranstaltungen ist es ja eher ein Affront, wenn man das gewählte System nicht flüssig abhandeln kann. Aber so ist es ja gut, wenn man da einen gemeinsamen Nenner hat.
BF: Ja, das ist immer recht entspannt gewesen.
CB: Wenn man jetzt mal zurückblickt, bevor der Hype durch die Gerüchte bzw. eben offizielle Ankündigung der 2.0 da war. Wie bewertest du die Ruhe vor dem Sturm bzgl. den letzten Jahren vor dem Re-Release. Die Verfügbarkeit bei Forge World war auch schon vor Corona ein Thema, da man dort mit reduzierter Personalstärke produzieren konnte, und man hatte teils das Gefühl, dass durch den Tod von Alan Blight der Antrieb bei dem System fehlt. Wie hat man das in der Community wahrgenommen?
BF: Das hat bei einigen Leuten dazu geführt, dass die dann auch nichts mehr gemacht haben. Es ist aber schwierig das zu trennen. Du hast zum einen Corona und diese Zeit, das ging Hand in Hand. Ich kann da nicht genau sagen, lag es jetzt an Corona das nichts mehr stattgefunden hat oder war das eine Übersättigung der Heresy. Ich denke ein guter Indikator war, dass immer noch sehr viel an Vorbereitungen, selbstgemachten Errata, Podcasts und dergleichen umgesetzt wurde. Und wenn man sich das anschaut, dass z.B. die großen Heresy Podcast, die auch in den letzten 2, 3 oder 4 Jahren Vollgas gegeben hat, weil die weitergespielt haben, Events gemacht haben, muss ich sagen, ja, der Support war nicht da, aber dadurch, dass die Spielerschaft eher älter und erfahrener ist, hatten die sowieso genug noch zu tun, um da weiter zu machen und sich einfach selbst geholfen, wo es notwendig war.
CB: Es hat nicht denselben Impact gehabt, wie in anderen Systemen, die stark auf die externe Stimulation setzt. Hier gibt es die intrinsische Motivation. Ich kann es halt, da ich nicht Teil der 30k Community bin, mal abseits von Adeptus Titanicus und dem kleinen Epic Starter, ist es für mich aus Sicht der betriebswirtschaftlichen Brille so zu sehen, man merkt hier, dass der Release der Horus Heresy offensichtlich früher geplant war. Die White Dwarf Artikel die schon im Print waren konnte man nicht mehr schieben, da kamen dann Artikel über Servorüstungen in einem White Dwarf ohne äußeren Bezug, ohne Produktunterstützung. Dann hat man den Vorlauf, den ein derartiges Release benötigt und den hier abzieht, merkt man Forge World hat bestimmte Sachen nicht mehr neu aufgelegt, in der Erwartungshaltung hier kommt jetzt Plastik. Das ist zumindest, das was ich daraus schlussfolgern würde. Ich bin da aber auch nicht so tief drin um das zu validieren.
BF: Man munkelt - aber das ist auch nur so Hörensagen - dass die Heresy eigentlich für 2020 zum Weihnachtsgeschäft geplant war. Das ist ein Gerücht, dass man immer wieder mal hört. Insofern. Die Community hat sich hier aber auch stark selbst geholfen. Es ist an manchen Stellen da natürlich auch eher eine Behelfslösung geworden. Bestimmte Sachen oder Regelupdates, die gab es dann auch einfach nicht mehr. Dementsprechend haben sich dort auch ganz viele unterschiedliche Spielweisen herausgebildet. Hier wurden dann auch diverse Dinge erratiert, wie z.B. die Art und Weise wie Magnus Zauber benutzt.
CB: Das ist auch interessant, wie sich das entwickelt. Denn normalerweise ist es so, wenn man kompetitiv spielt, ist das Teil der Meta, wird dann an Tiers festgemacht, und die Leute lassen da auch nur ungern los, wenn dort 500 EUR investiert wurden für etwas, was etwas kann, was es dann nicht mehr kann. Aber wenn man narrativ spielt und merkt, dass solche Ausreißer meiner Story, gerade allen anderen die Story kaputt macht, dann drehe ich den Regler mal von 12 auf 8 runter und bin dann cool damit.
BF: Da gibt es eine Ressource, die nicht nur viel erratiert, sondern auch eigene Rites of War und Armeeorganisationspläne, eigene Einheiten usw. geschrieben haben, und das erstaunlich gut gebalanced ist. Das ist Tom Gould von Mournival Events, aus Australien. Er ist der Kopf hinter der ganzen Sache da und die Regeln, die dort entstehen, auch für Titanicus, für den Acastus z.B., ist sehr früh, sehr nah an dem gewesen, was Games Workshop später selbst erratiert hat. Die haben da sehr viel Content generiert, z.B. Destroyer Company als spielbarer Armeeplan, das ist auf deren Mist gewachsen. Da haben die eine Menge geleistet für die Community und die Art und Weise wie gespielt wird.
CB: Die nächste Frage knüpft ein bisschen an das an, was du ganz am Anfang mal erwähnt hast. Gibt es sowas wie ein oft übersehenes Juwel in der Miniaturenrange bzw. im Hintergrund. Die meisten kennen die Primarchen und natürlich Schlachten wie Istvaan III, aber was würdest du als Empfehlung geben, was man sich mal ansehen sollte?
BF: Was ich persönlich sehr selten sehe, ist der Archmagos Draykavac. Das ist ein sehr hochspezialisiertes Modell, was ich persönlich sehr cool finde. Aber das Schöne daran, der hat einen Abeyant dabei und das ist für das Mechanicum ein Ausrüstungsgegenstand, den gibt es sonst nirgendwo und ist auch ein besonders ausgefallenes Design. Das man sehr selten sieht und nicht so häufig auftaucht. Andere Sache die ich persönlich sehr gut finde, aber man sehr selten sieht, weil es einfach regeltechnisch nicht überragend und relativ teuer ist, sind die Firedrakes von den Salamanders. Äußerst schicke Püppchen. Auch so ein Hidden Gem, lange nicht verfügbar gewesen, Phoenix Guard von den Emperors Children. Die sind sehr früh veröffentlicht worden und der Power Creep war noch ganz am Anfang, aber die Phoenix Guard Terminatoren haben nicht so wirklich ein Update bekommen und das ist für die Kosten keine besonders gute Einheit und selbst für Heresy Standard eher selten gesehen. Eigentlich hat jeder Emperors Children Spieler die Modelle in der Sammlung aber auf dem Spielfeld hat man die echt selten gesehen, da die - Sorry, wenn ich das so sagen muss - ziemlicher Müll sind und niemand nutzt gerne Müll.
CB: Die sind wahrscheinlich auch durch die Speere eher undankbare Modelle. Die sind sehr fein modelliert und entsprechend gegossen. Das kennt man aus dem historischen Bereich mit den Pikenieren und abgebrochenen Spitzen.
BF: Ja, das war vorprogrammiert, das geht eigentlich gar nicht anders.
CB: Bronco, du hast jetzt auch schon die Australier genannt. Welche Ressourcen, Podcast, Blogs oder ähnliches empfiehlst du in Bezug auf Horus Heresy? Games Workshop hat auch über Warhammer Community für die Horus Heresy immens viel Content schon rausgehauen. In den zwei Wochen bis zum Pre-Order schon selbst unglaublich viel veröffentlicht, die Content Creator mit eingebunden, aber wen sollte man sich von denen anschauen, die schon länger mit an Bord sind und entsprechend tiefer bzw. breiter aufgestellt sind?
BF: Was ich ein bisschen schade finde, dass von den ganzen offiziellen Content Creatorn für die Heresy nur wenige von denen dabei sind, die das schon länger machen wie z.B. die Podcaster. Man hat hier halt sehr viel auf Social Media und Influencer gesetzt und viele von denen haben so einfach mal gar nichts mit dem Thema zu tun gehabt bisher. Was ich verstehen kann, weil man natürlich neue Leute ansprechen möchte und dann auch dort hin gehen muss, wo die neuen Leute sind. Aber ich denke, dass da sich ein gewisser Teil der Community auch einfach ein bisschen ausgegrenzt fühlt, weil die sich denken "Ey, wir haben die letzten 5 Jahre hier die Fahne hochgehalten und niemanden interessierts...". Damit nicht im Zusammenhang stehen die Shout Outs. Das war auch nur meine persönliche Meinung und die Shout Outs die ich jetzt benenne, das spiegelt nicht deren Meinung wieder.
Ganz klar wenn es um Events und Spielen und Orga usw. geht, wie macht man das so, das auch alle Spaß an der Sache haben, ganz vorne mit dabei die Australier, Michael und Tim vom Eye of Horus Podcast, da ist natürlich auch immer mal wieder Tom Gould von Mournival Events zu Gast. Die sprechen sehr viel darüber wie ist ein Event organisiert, mit viel praktischem Wissen aber auch viel Fluff. Gerade Eye of Horus hat auch viele Folgen rausgehauen, sind gerade knapp vor Ausgabe 200 aber zwischen Folge 80 und 100 gibt es mehrere Folgen wo die sich einen kompletten Podcast und EoH dauert normalerweise relativ lange, 2 bis 3 Stunden, nur um eine Legion kümmern. Und zwar nicht so sehr regeltechnisch, sondern einfach nochmal aufbereiten, was wissen wir über diese Legion und warum sind das geistesgestörte MoFos, warum sind die echt cool und so weiter. Die ganzen Folgen gibt es auf Soundcloud, mit vielen legionsspezifischen Folgen. Die sind nicht nur verdammt lustig, sondern auch echt gut aufbereitet. Es macht auch Spaß denen zuzuhören, aber nach jeder Episode hat man das Problem, ach verdammt, das ist so cool, ich will die auch spielen.
CB: So geht es mir gerade mit den Audiobooks auf Spotify. Ich bin eigentlich festgelegt auf das was es werden soll an Legionen, also Sons of Dorn und Horus Lupercal. Aber jetzt so nach 260 Sound Dateien über die Emperors Children... Ja, Eidolon ist ein Arschloch, aber Saul Tarvitz und ein paar Loyals. Hmm ... so hmm. Ja, es ist schwierig. *lacht*
BF: Ja, fühl ich. Bis auf Night Lords. Sorry, aber da konnte ich mich trotz Büchern nicht für erwärmen, aber sonst ist eigentlich ziemlich jede Legion ziemlich cool. Und das ist genau das, was die dort abbilden. Das ist deren Fokus vom Inhalt. Nicht erschrecken, die fluchen eine Menge, es sind Australier. Das exakte Gegenteil ist der Age of Darkness Podcast (was das Fluchen angeht), ich war da glaube ich auch schon zwei Mal zu Gast gewesen. Hier ist das Thema ein wenig anders. Die haben eher so eine Art Heresy Buchclub am Laufen. Das ist halt sehr unterhaltsam. Denn die Jungs die den Podcast machen, der eine hat englische Literatur als Master, der andere ist Historiker und noch was anderes und die diskutieren die Bücher im Stil des literarischen Quartetts.
CB: Das klingt unterhaltsam!
BF: Auf jeden Fall. Gutes Timing, angenehm denen zuzuhören. Keine kurzen Folgen und das finde ich sehr angenehm, denn ich habe meistens Hobbypodcast dran, wenn ich male und das möchte ich dann anmachen und dann läuft das 2 Stunden oder länger. Ansonsten Boys of the Golden Throne, recht unregelmäßig, mal hauen die drei Folgen im Monat raus, mal hörste da auch paar Monate gar nichts. Aber coole Jungs, sitzen in Vancouver, Kanada. Machen auch Events und sowas. Das sind so die drei Haupt-Podcasts. Eine Sache die ich noch nicht so gut kenne, weil es das aber auch noch nicht solange gibt, aber qualitativ sehr hochwertig ist, Merchant Princelings, auch da lohnt es sich wirklich mal reinzuhören. Der Rest sind halt die typischen Maler und so weiter. Da muss man sehr legionsspezifisch schauen. Sehr gute Anlaufstelle für alles was mit Malen zu tun hat, ist Lil Legends Studios. Richtig gute Tutorials auch. Andy Wardle ist auch ein guter Maler, der sehr viele unterschiedliche Legionen gemacht hat. Raptor Imperialis ist der Gold-Standard für Heresy Armeen in meinen Augen. Mike Fellhanded, wenn man auf handgemachte Bases steht oder albern viel Zeit in hausgemachte Nahkampfwaffen sehen möchte. Da versenkt er einfach mal 5 Abende in ein komplett von scratch geknetetes Schwert. Und er hat unfassbar gute White Scars. Wer Death Guard mag, da führt kein Weg an Anvils of Konor vorbei. OmegonEdge hat eine sehr gute Alpha Legion.
CB: Magst du uns abschließend noch einen Teaser bzw. Ausblick geben, was die GrimDarkTerrain Follower parallel zum Horus Heresy Release erwartet?
BF: Ja. Da kommen mit der Heresy natürlich coole neue Möglichkeiten. Eine der Sachen, die ich definitiv machen werde, ist klipp und klar Prospero. Das ist eine Sache die definitiv noch kommen wird. Worauf ich persönlich richtig Lust habe ist ein nautisches Thema als eine Box. Sprich ich habe Bock auf Schiffe, aber noch nicht so richtig eine Idee wie ich das machen werde.
CB: Ah, da könntest du dir die Aquamunda bzw. Necromunda Unterwasser Sachen anschauen. Da gibt es nämlich was, nicht das Swamp-Thema, sondern mit überschwemmten Underhive bzw. Waterworld Stil umsetzt, mit U-Booten und allem Drum und Dran. Bzw. da wäre natürlich sowas wie im Mandalorian Season 2, mit den Trask Walkern, den umgebauten AT-AT Walkern. Und das könnte ich mir bei dir sehr gut mit dem Hermes vorstellen.
BF: Definitiv. Aber es noch viel zu wenig Mechanicum Kram und damit verbunden möchte ich dieses Jahr noch einen modularen Ordinatus Bausatz haben. Ein bisschen ist ja schon in die Richtung gegangen mit dem Bagger und den Crawler. Das sind natürlich Teile die dafür die Grundlage schaffen. Aber so ein Ordinatus. Der Hintergrund der Ordinati ist ja natürlich es gibt keinen Ordinatus wie einen anderen und genau das soll der Kit abbilden. Man soll es so stark individualisieren, wie es nur geht. Fette Hauptwaffen, oder wie im zweiten Weltkrieg diese Flak-Floße.
CB: Ich kann mir auch gut vorstellen, dass man sowas wie die Belicosa wie einen schweren Gustav auf so eine Plattform setzt. Aber die letzte Frage, die bleibt natürlich nicht aus. Für den Imperator oder für den Kriegsherrn?
BF: Weder noch, ganz klar für ein unabhängiges Mechanicum. Es sollte den Status kriegen, den es verdient und die nach meiner Meinung auch alles regeln sollte.
CB: Klare Antwort. Danke dass du dir die Zeit genommen hast!
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