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23Sep./200

French and Indian War: Uniformen der französischen Armee in Kanada

Die Veröffentlichung der deutschen Übersetzung von Muskets & Tomahawks rückt immer näher und hier und da sieht man schon eifrige Wargamer, die neue Sammlungen ausheben, um gleich loslegen zu können, sobald das Buch da ist.

Um die Recherche nach der richtigen Bemalung zu vereinfachen, möchte ich hier kurz zusammenfassen, wie die regulären Streitkräfte im French and Indian War uniformiert waren. Vorweg sei aber gesagt, dass viele Soldaten auf Feldzügen es mit den Regularien nicht mehr so genau nahmen. Französische Reguläre, die nicht in einem Fort oder einer Stadt stationiert waren, trugen im Feld wohl oft die gleiche Kleidung, wie die kanadische Miliz, ausgeschmückt mir einigen Uniformteilen. Für die französische Krone war Nordamerika ohnehin nur ein Nebenkriegsschauplatz und es wurden deutlich weniger Soldaten dorthin entsandt, als dies die Engländer taten. Die Versorgungslage war außerdem bestenfalls mäßig, da die Briten die Hoheit auf dem Meer hatten.

Hier soll es aber vor allem um die regulären Uniformen gehen. Grundsätzlich war diese weiß, in der Realität eher hellgrau. Regimenter unterschieden sich vor allem durch die Farben der Westen, Manschetten und verzierenden Elementen, wie Knöpfen und den Saum der Hüte. Außerdem hatte jedes Regiment eine individuelle Fahne. Fahnen sind in dieser Zeit ein echtes Thema unter den meisten Wargamern, das leicht zu Diskussionen führen kann. Dass jeder Staat dies auch noch unterschiedlich handhabte, macht es nicht eben einfacher.
Für die französische Armee gilt, dass das Regiment eher eine Verwaltungseinheit und weniger ein taktisches Element war. Ein Regiment bestand aus mehreren Bataillonen und diese waren die eigentlichen Kampfeinheiten. Das erste Bataillon trug die Fahne des Königs, ein weißes Kreuz auf weißen Grund. Das sieht übrigens weit cooler aus, als man sich jetzt vielleicht vorstellt, auch wenn vielen Leuten erst einmal diverse Witze über französische Soldaten und weiße Flaggen einfallen mögen.
Alle weiteren Bataillone – in der Regel gab es mindestens ein weiteres – trugen die eigentliche, individuelle Regimentsfahne. Das ist insofern wichtig, als dass fast alle Bataillone in Amerika nicht das 1. Bataillon waren, also nicht die weiße Fahne trugen. Aber dazu später mehr.


Crusader Miniatures zeigt hier ein Regiment aus dem Siebenjährigen Krieg in Europa. So oder so ist die Darstellung der Fahnen aber nicht korrekt. Kein französisches Bataillon trug zwei Fahnen.

Die Hauptstreitmacht
Jene Regimenter, die an mehreren wichtigen Schlachten teilnahmen, werden im Folgenden in der Reihenfolge ihrer Regimentsnummern hier aufgeführt. Es folgt eine kurze Beschreibung der Uniform und ein dann Verweis auf die Fahne.

 Regiment Nr. 24 – La Reine

Acht Kompanien des 2. Bataillons erreichten 1755 Quebec. Das Regiment kämpfte bei Fort George, Fort William Henry, bei Carillon, in der Schlacht von Sainte-Foy und ergab sich 1760 in Montreal.

Mantel: Weiß-grau
Manschetten:
Rot
Kragen:
Rot
Weste:
Rot in Kanada, Blau in Europa
Hose:
Weiß-grau
Knöpfe:
Zinn
Hutsaum:
Silber

Regiment Nr. 34 – La Sarre

Das 2. Bataillon erreichte Kanada im Mai 1756, kämpfte bei Fort Oswego, Fort William Henry, bei Carillon, Montmorency Falls, auf der Abrahamsebene, um Fort Niagara, in der Schlacht von Sainte-Foy und ergab sich 1760 in Montreal.

Mantel: Weiß-grau
Manschetten:
Blau
Kragen:
Blau
Weste:
Rot
Hose:
Weiß-grau
Knöpfe:
Messing
Hutsaum:
Gold

Regiment Nr. 37 - Royal-Roussillon

Das 2. Bataillon erreichte Kanada im Mai 1756 und kämpfte bei Fort William Henry, bei Carillon, Montmorency Falls, auf der Abrahamsebene, um Fort Niagara und in der Schlacht von Sainte-Foy. Es ergab sich 1760 in Montreal.

Mantel: Weiß-grau
Manschetten:
Blau
Kragen:
Blau
Weste:
Blau
Hose:
Weiß-grau
Knöpfe:
Messing
Hutsaum:
Gold

Regiment Nr. 53 – Languedoc

Das 2. Bataillon erreichte Kanada im Sommer 1755, es kämpfte bei Fort George, Fort William Henry, bei Carillon, Montmorency Falls, auf der Abrahamsebene, um Fort Niagara und in der Schlacht von Sainte-Foy. Es ergab sich 1760 in Montreal.

Mantel: Weiß-grau
Manschetten:
Blau
Kragen:
Blau
Weste:
Blau
Hose:
Weiß-grau
Knöpfe:
Messing
Hutsaum:
Gold

Regiment Nr. 68 – Guyenne

Das 2. Bataillon erreichte Kanada Ende Juni 1755 mit 13 Kompanien. Es kämpfte bei Fort Oswego, Fort William Henry, bei Carillon, Montmorency Falls, auf der Abrahamsebene, um Fort Niagara, in der Schlacht von Sainte-Foy und ergab sich 1760 in Montreal.

Mantel: Weiß-grau
Manschetten:
Rot
Kragen:
Rot
Weste:
Rot
Hose:
Weiß-grau
Knöpfe:
Messing
Hutsaum:
Gold

Regiment Nr 71 – Berry

Das 2. und 3. Bataillon erreichten im Spätsommer 1757 Kanada, erlitten aber Verluste durch eine Seuche, die auf den Transportschiffen ausgebrochen war. Die Bataillone kämpften bei Carillon, bei Montmorency Falls, auf der Abrahamsebene, in der Schlacht von Sainte-Foy und ergaben sich 1760 in Montreal.

Mantel: Weiß-grau
Manschetten:
Rot
Kragen:
Rot
Weste:
Rot
Hose:
Weiß-grau
Knöpfe:
Messing
Hutsaum:
Gold

Regiment Nr. 72 – Béarn

Im Juni 1755 erreichte das 2. Bataillon mit 13 Kompanien Kanada. Es kämpfte bei Fort William Henry, bei Carillon, Montmorency Falls, auf der Abrahamsebene, um Fort Niagara und in der Schlacht von Sainte-Foy. Es ergab sich 1760 in Montreal.

Mantel: Weiß-grau
Manschetten:
Rot
Kragen:
Rot
Weste:
Rot
Hose:
Weiß-grau
Knöpfe:
Messing
Hutsaum:
Gold

Weitere Regimenter in Amerika
Die Regimenter Artois, Bourgogne und Cambis verteidigten während der Belagerung von Louisbourg die Festung und Stadt. Auch hier wurde jeweils nur das 2. Bataillon entsandt. Das unterbesetzte Regiment Angoumois wurde mit knapp 700 Mann nach New Orleans entsandt. Etwa ein Viertel der Soldaten wurde auf See von den Briten gefangengenommen, der Rest erreichte die Stadt im April 1762 und blieb dort ohne Feindberührung bis 1766.

Auch Warlord Games zeigt seine französischen Regimenter stets mit zwei Fahnen. In der Box wird auch eine weiße Fahne, zwei Fahnenträger und jede Menge verschiedene Regimentsfahnen für Nordamerika bei.

Grenadiere
Jedes Bataillon verfügte über eine Kompanie Grenadiere. Dabei handelte es sich um die Elite des Bataillons. Es war üblich, vor einer Schlacht, die Grenadierkompanien alle zu einer Formation zusammenzufassen. Typischerweise werden die französischen Grenadiere mit beeindruckenden Fellmützen und nicht dem Dreispitz der anderen Soldaten dargestellt und ihr bekommt auch entsprechende Modelle. Tatsächlich wurden diese Kopfbedeckungen erst ab 1759 in Frankreich üblich, vorher trug ein Grenadier exakt die gleiche Unform, wie die restlichen Soldaten seines Regiments, der Oberlippenbart war oft das Markenzeichen der Grenadiere. Es gibt zeitgenössische Darstellungen von Grenadieren mit Fellmützen in Kanada, was insofern logisch erscheint, weil man da ja an der Quelle saß, was den Rohstoff angeht.

 

Musiker
In den kanadischen Bataillonen trugen die Musiker wohl alle die Livree des Königs. Damit unterschieden sie sich deutlich von den anderen Soldaten. Der Rock war blau, Weste und Hose rot, Aufschläge und Kragen rot mit goldenen Verzierungen. Der Hut war golden gesäumt, Knöpfe aus Messing.

 

Artillerie
Artilleristen trugen überall die gleiche Uniform. Der Rock war blau mit roten Kragen und roten Aufschlägen. Weste und Hose waren ebenfalls rot. Der Hut war golden gesäumt, die Knöpfe aus Messing.


Front Rank zeigt in der hauseigenen Galerie eine korrekte Darstellung eines Bataillons des Regiments Picardie aus dem Siebenjährigen Kriegs. Das Regiment war ungewöhnlich groß, daher kann man nicht sagen, ob es sich hierbei um das 2., 3. oder 4. Bataillon handelt.

Abschließende Worte
Über Uniformen der Zeit könnte man natürlich ganze Bücher schreiben und im Detail wird man auch noch viel mehr sagen können, als ich hier zusammengetragen habe. Ich erhebe nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, ich möchte mit diesem Artikel nur eine kleine Handreichung für das Bemalen historischer Figuren anbieten. Wenn ihr abweichende Informationen zu meinen habt, teilt sie mir gerne mit.

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Autor Info's mit anzeigen Gregor

veröffentlicht unter: Historisch Kommentar schreiben
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