Cruel Seas – Close Quarters Erweiterung
Im September letzten Jahres habe ich das Cruel Seas Starterset, Strike Fast, Strike Hard, bereits vorgestellt und vor ein paar Monaten brachte Warlord Games eine Erweiterung dazu heraus, Close Quarters.
Close Quarters ist als 68 Seiten Softcover erschienen und kostet 20 GBP. Es stammt aus der Feder von Dr. John Lambshead, ja, der Dr. John Lamshead, der für Bolt Action in der ersten Edition bereits die Germany Strikes! Erweiterung geschrieben hat und für die 2. Edition Unternehmen Seelöwe und Unternehmen Gigant. Und natürlich auch Co-Author des Buchs Tabletop Wargames - A designers & writers handbook, zusammen mit Rick Priestley.
Anders als die Bolt Action Erweiterungen kommt bei Cruel Seas nur das Grundregelwerk mit einer Sonderminiatur. Close Quarters steht für sich alleine. Aber was können wir von dieser Erweiterung für das Torpedoboot-Scharmützel im 2. Weltkrieg erwarten?
Neue Szenarien
Der größte Fokus der Erweiterung liegt mit Sicherheit auf den 11 neuen Szenarien und dem neuen Szenariogenerator. Die Szenarien beschränken sich thematisch dabei nicht auf ein bestimmtes Gebiet, sondern sind auf Kriegsschauplätze über den gesamten Globus verteilt, mit Gefechten im Mittelmeer, der Ostsee und im Pazifik.
Ostsee
Szenario 1 - Moshchny Island
Szenario 2 - Someri Island
Szenario 3 - Operation Drosselfang - Battle of Nerva
Lake Ladoga
Szenario 4 - Attack on Sukho Island
Pacific Island
Szenario 5 - The Tokyo Express
Szenario 6 - Barge Hunting
Szenario 7 - Mariveles, Harbour, Corregidor
Ärmelkanal
Szenario 8 - Operation Chariot
Szenario 9 - The Granville Raid
Mittelmeer
Szenario 10 - Battle Squadron
Szenario 11 - Island Cruise
Die Missionen sind eine Mischung verschiedener Aufträge, von Konvoi-Missionen über Angriffe / Überfälle auf Inseln und Häfen. Manche der Szenarions sind aber sehr gefüllt mit Gelände, so dass man entweder auf wendige Schiffe setzen muss oder entsprechend langsam unterwegs ist. Aber aus meiner Sicht ist das eine gute Wahl, denn es bleibt so dem Spiel treu. Wer auf großer, offener See kämpfen möchte, der ist bei anderen Systemen und Maßstäben besser aufgehoben, bspw. Victory atSea. Diese Wahl hält die kleinen bis mittleren Torpedoboote im Fokus, was zum Spiel passt.
Aber das sind nur die ausgeführten Szenarien, der Generator ist recht umfangreich und breit aufgestellt. Damit ist der zusätzliche Spielinhalt und Wiederspielwert sehr hoch und das alleine könnte für viele Grund genug für diese Erweiterung sein.
Neue Schiffe
Aber es sind natürlich nicht nur Szenarien in dieser Erweiterung erhalten, es gibt zahlreiche neue Pötte und Boote die ihr in eure Flotten aufnehmen könnt. Es gibt neue Listeneinträge in Form von Schiffen und Fliegern für die Royal Navy, US Navy, Kriegsmarine, Sowjetische Marine, Kaiserlich Japanische Armee und & Marine und die italienische Regia Marina. Aber damit nicht genug, es sind zwei neue Flotten enthalten, die finnische Marine und die jugoslawische Partisanen Flotte.
Die generischen neuen Einheiten sind ein bewaffneter Mittelmeer-Schoner ohne Mast und der Kriegsfischkutter, letzter ist jedoch bei der Kriegsmarine geführt. Im Grunde ist es aber ein bewaffneter Fischerdampfer. Um euch eine Übersicht zu geben, welche neuen Schiffen den Flotten zur Verfügung stehen, hier ein Auszug aus Close Quarters mit ein paar Beispielen pro Nation, wobei die Kriegsmarine den größten Zuwachs verzeichnet;
- Britische Royal Navy: Fairmile C MGB und D MGB, HMS Montgomery Town Class Escort und Prince Leopold Commando Ship.
- US Navy: Etco Barge-Buster und LCI(L) G Landing Craft Infantry (Gun).
- Kriegsmarine: Verschiedene Siebelfähren, Landungsboote (unter anderem für Unternehmen Seelöwe gedacht), Beuteschiffe wie die Flower-Klasse Patrouillenboote (passende Review zur Flower Klasse Korvette gibt es hier), das T48 Beute-Torpedoboot und Typ 1939 Flottentorpedoboot, sowie der Drache Hubschrauberträger.
- Sowjetische Marine: Kanonenboote und Uragan Klasse.
- Kaiserlich Japanische Armee & Marine : Landungsschiffe, Kanonen- und Patrouillenboote, No. 13 und 28 U-Jagd-Boote, HA 101 Uboot.
- Italienische Regia Marina: hier lediglich das MS CRDA 60 t. Torpedoboot.
Außerdem gibt es noch Regeln für sogenannte Q-Ships, also reguläre Militärschiffe die aber durch Aufbauten als unbewaffnete oder neutrale (Handels-)Schiffe wahrgenommen werden sollten, und so entweder U-Boote anlocken sollten oder ignoriert, weil sie unrelevant erschienen. Klingt für mich nach einem interessanten Aspekt für da Spiel, aber eher was für Sonderszenarien oder Konvois, nichts für reguläre Spiele.
Aber das ist nicht alles, es gibt auch zwei neue Flotten in diesem Buch. Auf Seite der Achsenmächte die finnische Marine, als Teil der Flottenabteilung K. Die Flotille deckt Kanonen-, Patrouillen- und Torpedoboote, und durch die Unterstützung des dritten Reichs auch eine Siebelfähre.
Auf Seite der Alliierten, oder besser gesagt primär gegen die Achsenmächte steht Titos private Flotte, die Tiger Fleet oder Jugoslawische Partisanen Marine, welche um Schiffe der ehemaligen Königliche Jugoslawische Marine, erbeutete deutsche Patrouillenboote und aufgerüstete zivile Schiffe aufgestellt ist.
Neue Regeln
Neben den umfangreicheren Regeln für Flieger und U-Boote, gibt es ein komplett neues Regelwerk für Invasionen. Dabei geht es weniger um die Landung in der Normandie, sondern die Insellandungen im Pazifik. Daher sind die Regeln auch über Landungen an Stränden, oder Überfälle auf Inseln und Küsten. Es gitb Landungstruppen, passende Boote und neue Küstenverteidigungen, von improvisierten Stellungen bis hin zu großen Bunkern, wie den Seefestungen, darunter sogar Maunsell Forts. Dabei gibt es nicht mal ein besonderes Szenario für die Maunsell Forts, aber das passt sicher ganz gut zum Unternehmen Seelöwe.
Die erweiterten Fliegerregeln enthalten zahlreiche neue Optionen für alles was in den Lüften agiert für die Flotillen. Neben den neuen / ergänzten allgemeinen Regeln, gibt es zahlreiche neue Einträge für alle möglichen Flieger. Die umfangreichste Verstärkung erhalten die US Amerikaner, was keine wirkliche Überraschung ist, schließlich entwickelten und produzierten sie für alle möglichen Kriegsschauplätze und haben daher Kampfflieger wie den P-47 Thunderbolts oder die Grumman F4F Wildcats (die ich kürzlich erst als Trumpeter-Set gebaut habe) oder die Sturzkampfflugzeug wie Douglas SBD Dauntless. Die Briten haben daber weniger Zugänge zu ihrer Luftstreitkraft, aber durch Lend-Lease kamen einige der US Flieger auch beim Commonwealth zum Einsatz. So könnt ihr hier auch die Profile in euren Listen verwenden, wie bspw. die F4F Wildcat als Martlets. Dennoch hat der Royal Navy Fleet Air Arm ein paar bekannte eigene Flieger, wie die Supermarine Spitfires oder de Havilland Mosquitos und und sogar ein fliegendes Boot, Vought OS2U Kingfisher. Auch die russische Marine darf sich über bekannten Zuwachs freuen, darunter z.B. Schturmovik (Iljushin Il-2) oder Tupolew Tu-2.
Auf Seiten der Achsenmächte zeigt sich bei der Kriegsmarine eine lange Liste, die sich liest wie Traumsammlung eines jeden Flugzeugmodellbauers. Darunter die Messerschmitt Bf 109 (in der englischen Bezeichnung Me 109), Junkers Ju-88 und Ju-87 Stuka, ebenso wie Focke-Wulf Fw200 Condor. Dazu hat die Kriegsmarine Zugriff auf ferngelenkte Bomben, Fritz (Ruhrstahl SD 1400) und Henschel HS 293. Bei den Italienern sind es primär Kampfflieger und Bumber von Fiat oder Savoia-Marchetti, Fiat G.50, Fiat BR.20 Cicogna, SM.79 Sparviero und SM.81. Und die Japanische Luftunterstützung ist eine kurze Liste verschiedener Flieger mit englischen Vornamen, dazu noch aktualisierte Kamikaze Regeln für die bereits in den Grundregel von Cruel Seas auf S. 56-57 gezeigt wurden.
Die Zusatzregeln für Wasserflugzeuge sind interessant, aber auch eher etwas, worum ich ein Szenario aufbauten würde. Man hat einen Hybriden, der auf beide Regeln, also Boote und Flieger, Zugriff hat, und dazu noch Wasserlandung und erneutes abheben.
Zu den U-Booten, hier wird in der Einleitung noch einmal stark betont, dass Cruel Seas nicht dazu gedacht ist, etwas wie U-Boot Jagd abzubilden (dazu würde man auf andere Maßstäbe und Spielmechaniken setzen), dennoch gibt es mit Run Silent, Run Deep eine kostenfreie Erweiterung, die einen anderen Ansatz für dieses Szenario abbildet. Hier enthalten sind Abtauchen, Tiefenladungen und Bewegung unter Wasser, sogar Regeln für bemannte Torpedos, (ja, das ist so wild wie es klingt, aber mit Ausnahme der japanischen Boote, nicht so selbstmörderisch gedacht wie es klingt).
Fazit
Zusammen mit den Listen aus dem Grundregelwerk hat man eine sehr breite Auswahl an Flotillen, die man aufstellen kann, von den elitären Flotten der Royal Navy, über die sehr speziellen Landungsflotten der US Marines bis hin zu den zusammengewürfelten Flotten der Partisanen. Was mir aber an Cruel Seas wirklich gut gefällt ist, wie man es mit anderen Regelwerken verknüpfen kann, wie bpsw. Bolt Action. Die Invasionsregeln und erweiterten Flieger bieten hier bspw. die Grundlage für eine Rettungsmission wie Dünkirchen. Oder eben doch als Landung ein großes D-Day Szenario, mit darauf folgenden Bolt Action Gefechten.
Close Quarters ist gut gemacht, hat einiges an Inhalt, aber für 68 Seiten und im Vergleich mit den sehr imposanten Erweiterungen die Warlord Games, insbesondere für Bolt Action, herausgebracht hat, sind 20 GBP doch schon ein steiler Preis, da wären 15 GBP angemessener gewesen. Dennoch, die Szenarios alleine sind - insbesondere mit dem Generator - ein gutes Argument. Das Buch setzt sich gut in Szene mit den Schlacht- und Flottenbildern, dargestellt aus den Resin und Kunststoffbausätzen. Aber um ehrlich zu sein, wer nicht tief im Thema maritimer Tabletops drin steckt, hat hier immer noch eine ziemliche Einstiegshürde. Viele Bezeichnungen sind abgekürzt oder nicht weiter erläutert, weshalb es zumindest nicht so einsteigerfreundlich ist, wie bspw. Bolt Action und das hätte man etwas besser handhaben können, insbesondere auf mehr Seiten. Hier hilft definitiv die zusätzliche Lektüre auf Wikipedia oder ein paar Osprey Bänden, es gibt allerdings nur wenige deutschsprachige Quellen die so umfangreich sind. Das ist auch der Grund warum ich in dieser Review viele Links gesetzt habe. Einfach damit ein paar Begriffe nachgelesen werden können, denn einige der Namen/Bezeichnugen sind nicht selbsterklärend bzw. mehrfach benutzt worden im militärischen Kontext.
Cruel Seas ist eine Marke von Warlord Games und wird in Deutschland u.a. über Radaddel vertrieben. Close Quarters ist ein Erweiterungsband und benötigt das Grundregelwerk von Cruel Seas um verwendet werden zu können.
Das vorgestellte Produkt wurde vom Hersteller zur Verfügung gestellt.
Kommentar verfassen