Blood Red Skies – Luftschlacht um England
Warlord Games hat ihre beliebtes zweite Weltkriegssortiment von Bolt Action in die Lüfte und das Meer erweitert. Ich habe hier schon einiges an Bolt Action vorgestellt, freue mich aber auch mal in andere Maßstäbe und Settings abzutauchen. Ich habe mich zu beiden Systemen und deren Potenzial bereits hier geäußert, aber heute geht es um das Starterset von Blood Red Skies.
Das Set kostet 40 GBP und enthält die englischen Regeln, aber Warlord Games bietet die Regeln auf Deutsch und Französisch als PDF Download an. Die Regeln selbst, also die Quick Starter Regeln sind ebenfalls als kostenloser Download verfügbar. Das Ganze ist wie ein Brettspiel aufgemacht, mit vakuumgezogenem Tray um die Spielmaterialien und Miniaturen zu halten.
Das Starterset ist um die Luftschlacht um England aufgebaut und enthält für die britische Royal Airforce und deutsche Luftwaffe eine kleine Streitmacht mit jeweils 6 Fliegern. Der Battle of Britain, wie er in England genannt wird, war eine militärische Offensive der Luftwaffe 1940/41 mit dem Ziel die Briten dazu zubringen, den Friedensverhandlungen zuzustimmen. Die Angriffe zielten primär auf die Flugfelder und Infrastruktur der RAF, wurden aber später mit Bombenangriffe auf Städte wie London ausgeweitet. Dabei verteidigte die Royal Air Force das Vereinigte Königreich mit Unterstützung der Kanadischen Luftwaffe. Aber das Spiel ist natürlich nicht nur auf die Luftschlacht um England eingeschränkt, sondern bietet auch weitere Nationen und so kann man alle möglichen Luftschlachten im zweiten Weltkrieg spielen, wie z.B. im Pazifik, dem Mittelmeer oder Nordafrika.
Warlord Games bietet unterschiedliche Bundles rund um das Starterset. So gab es den Battle of Britain im letzten Jahr, was zusätzlich zum Starterset noch jeweils ein Fliegerschwadron, Fliegerasse und Würfel für beide Fraktionen abdeckte. Aktuell gibt es einen Battle in the Pacific Bundle, der Japaner und US Amerikaner entsprechend mit Fliegern, Assen und Würfeln abdeckt, ist aber durch die Briten und Deutschen in der Grundbox nur bedingt die optimale Zusammenstellung.
Insgesamt ist das Folgende in der Packung:
- 12 eingefärbte Kampfflugzeuge aus Kunststoff (6 Spitfire und 6 Messerschmitt)
- 12 transparente Flugbases aus Kunststoff
- 10 Spielwürfel
- 12 Pilotenblätter
- 3 Booklets: Regeln, erweiterte Regeln und Szenarien
- 45 Spielkarten
- 38 Spielmarker
- Einen Satz Messinstrumente: eine Bewegungsschablone, ein Reichweitenfinder und Zirkel
- 6 Wolken / Flugabwehrballons
- 3 Blenheim IV / Dornier Do17 Z2 Bomber
- 2 Referenzbögen.
Von den drei Büchern sind die Regeln kostenlos auf englisch, deutsch und französisch erhältlich, wie oben bereits erwähnt. Die Marker sind auf dickem Karton gedruckt und nutzen beide Seiten, z.B. sind Blenheim und Dornier auf den jeweils anderen Seiten der Bomber aufgedruckt. Es gibt auch einen großen Referenzbogen der die wichtigsten Spielabläufe und -informationen zusammenfasst.
Die Spielkarten setzen sich aus mehreren kleineren Decks zusammen, darunter Ace Skills und drei unterschiedliche Aktionskarten; Theatre, Doctrine und Aircraft Traits, zusammen mit größeren Karten, welche die Eigenschaften der Flugzeuge beinhalten. Dann gibt es noch 10 weiße Spielwürfel, die aber auch als Faktionswürfel erhältlich sind, z.B. British Combat Dice oder German Combat Dice.
Als nächstes die Spielmarker. Es gibt drei Bomber aus Karton, die auf einer Seite die deutsche Dornier Do17 Z2 und auf der anderen den britischen Blenheim IV zeigen. Es gibt dreieckige Deckungsmarker, Flügelmarker und Beschussmarker. Die Messschablonen sind auch als Acrylversion erhältlich. Die Wolken sind ebenfalls doppelseitig und zeigen einmal das Geländeelement und Flugabwehrballons auf der anderen Seite. Dann gibt es noch zwölf Pilotenblätter, welche die Pilotenlevel abbilden (von 2 bis 5).
Blood Red Skies setzt auf eigene Flugbases, welche nach vorne und hinten gekippt werden können. Am Sockel gibt es eine Bügeleisenförmige Erhebung, welche die Pilotenblätter ausrichtet. Die Flugbases habne oben noch einen schmalen Pin, der in die Flieger gesteckt wird.
Mit dem Starterset erhaltet ihr zwei unterschiedliche Flieger, 6 braune Spitfire und 6 graue Messerschmitt. Diese sind einteilige Kunststoffflieger und es gibt einen klenien Bogen mit Aufklebern für die Flieger. Das sind keine Decals, aber diese sind separat erhältlich. Man bräuchte die Sticker auch nicht zwingend, da das eingefärbte Plastik die Identifizierung sehr einfach macht und wenn man die Flieger bemalt, würde ich auch die Aufkleber nicht verwenden sondern eher auf Decals oder Freehands setzen.
Die Regeln zu Blood Red Skies wurden von Andy Chambers geschrieben. Ein bekannter Autor im Tabletopbereich, der in den 90ern für Games Workshop, den 00ern für Blizzard und aktuell unter anderem für Warlord Games tätig ist.
Wir hatten letztes Jahr im Warlord Games Studio die Gelegenheit das Spiel auszuprobieren. Die Grundregeln geben ein gutes Tempo und man kann ein Spiel locker in 10-15 durchkriegen, aber ein reguläres Spiel mit den vollen Regeln kann mit 6 Fliegern pro Seite in etwa 45 Minuten gespielt werden. Das Ziel jedes Szenarios ist es, das gegnerische Schwadron aufzureiben. Man muss nicht alle abschießen, es reicht über die Moral den Gegner außer Gefecht zu setzen. Sobald die Anzahl der Beschussmarker die Anzahl der verbleibenden Flieger eines Spielers überschreitet, muss er sich zurückziehen. Diese Beschussmarker erhält ein Flieger jedes Mal wenn er durch Beschuss einen Treffer erhält (unabhängig davon ob der Schaden vermieden wurde oder nicht) und wenn ein Flieger abgeschossen wurde.
Die Hauptmechanik des Spiels setzt auf die drei unterschiedlichen Stati der Flugzeuge; Vorteilhaft (nach hinten), neutral (hoch) und Nachteilig (nach vorne gekippt). Diese lassen sich in die unterschiedlichen Höhenvorteile der Kampfpiloten übertragen und werden in Kombination mit dem Skilllevel des Piloten zur Reihenfolge der Aktivierung genutzt. Jeder Pilot hat Zugriff auf drei grundlegende Pilotenaktionen, welche nach der Bewegung gespielt werden. Diese sind Beschuss, Ausmanövrieren und Position verbessern. Dazu kommen noch Spezialaktionen, wie z.B. Position verbrauchenum besondere Manöver zu fliegen (wie z.B. eine 180° Wende) oder Sturzflug (nochmal 6" zusätzlich zur Bewegung). Die Verbindung dieser Aktionen ist interessant, denn man kann nur auf Gegner schießen die sich vor einem befinden und mindestens ein Statuslevel unter dem eigenen sind (also Vorteilhaft auf Neutral und Nachteilig, Neutral nur auf Nachteilig). Und das ist es was BRS so interessant macht, denn es sind eben nicht nur die Einzelkämpfe, sondern der Einsatz eines kompletten Schwadrons. Die Kombination und Synergien nutzen um die Flugzeuge in die Lage zu bringen, den Gegner deutlich effizienter zu bekämpfen. Selbst wenn man ein Fliegerass hat, wird er seine Probleme haben gegen weniger erfahrene Piloten, die ihre Wingmen einsetzen. Und Wingmen ist für mich das Wort, was das Spiel am besten beschreibt.
Da es die Regeln kostenlos gibt, werde ich da nicht weiter drauf eingehen, schließlich sind die Grundregeln nur 16 Seiten lang und möchte mich eher den Zusatzregeln und Szenarien widmen. Die Regeln für fortgeschrittene Spieler sind mit 12 Seiten recht kompakt und bringen das Aktionsdeck mit ins Spiel. Diese Karten decken Eigenschaften der Flugzeuge ab, wie z.B. deren Wendigkeit oder Steigrate. Dazu noch die Theatre-Karten, welche die lokalen Gegebenheiten abbilden, wie z.B. Radarunterstützung oder blauer Himmel, und Doktrinen, um erfahrene Piloten, aggressive oder defensive Taktiken abzubilden. Es gibt auch noch Fliegerasse, also berühmte Flieger, die über ihr eigenes kleines Kartendeck verfügen und als einzelne Erweiterungen erhältlich sind, mit Flugzeug, Pilotenprofil und Ace Skill Karten für ihre ganz persönlichen Fähigkeiten. Von den Fliegerassen sind 5 Karten im Grundspiel enthalten, weitere können über die Erweiterungen hinzugefügt werden.
Das dritte Büchlein deckt die Szenarien ab auf 16 Seiten. Es gibt insgesamt 5 Szenarien (Intruder Flight, Dogfight, Fighter Sweep, Bounced! und Escort Duty), eine Übersicht über die passenden historischen Theatre Karten für die unterschiedlichen Fronten (Nordwesteuropa, Mittelmeer, Ostfront und Pazifik inkl. Zeitabschnitte). Das gleiche nochmal mit den passenden Doktrinen für die US Air Force, die Royal Air Force, Luftwaffe, Japanische Marine und sowjetische Luftwaffe.
Ein reguläres Spiel kann auf einem Spielfeld von ca. 120x120 cm gespielt werden. Ein Faltposter in der Box wäre super gewesen, zumindest als Übergangslösung. Man kann das Spiel aber natürlich entsprechend größer ansetzen, wie der Demotisch von der Salute 2018 zeigt, wo ein Flugzeugträger im gleichen Maßstab (1:200) als zentrales Spielelement genutzt wurde und drum herum eine Schlacht im Pazifik ausgetragen wurde.
Fazit
Es gab einige Startschwierigkeiten als das Spiel herauskam im letzten Jahr, was einer der Gründe dafür war, warum die Review solange auf sich warten lies. Da Warlord Games nicht alle Inhalte selbst hergestellt hat, manches in China produziert wurde, anderes z.B. von Zvezda beigesteuert wurde (wie z.B. die Bomber), war die Verfügbarkeit ein Thema. Die erste Welle ging zügig über die Tresen und der Nachschub dauert ein wenig. Aber so ein Spiel ist eben auch für eine Firma wie Warlord Games eine Herausforderung. Ja, sie sind nicht gerade klein, aber nicht so groß wie Fantasy Flight, Asmodee oder Games Workshop. Daher muss man Kompromisse eingehen und / oder mit anderen Firmen kooperieren. Das erzeugt natürlich logistische Risiken. Um das ein Stück weit zu kompensieren sind ein Teil der Flieger nun aus Zinn, also wahrscheinlich inhouse produziert.
40 GBP klingt jetzt erstmal nicht unbedingt günstig, vergleicht man es aber mit Wings of Glory (was "nur" 4 Flieger bietet, aber dafür Pre-Painted sind), ist das aber weniger als die 60-70 EUR die deren Sets kosten. Verglichen mit dem "populärsten" Spiel des Genres, X-Wing, liegt man natürlich über den 20-30 EUR, aber dafür sind die Erweiterungen günstiger mit Blood Red Skies, da eine Fliegerstaffel 20-25 GBP kostet, aber Asse etwa das gleiche mit 12 GBP.
Blood Red Skies ist ein solides Regelwerk und der Spielverlauf spricht mich an. Ich habe von X-Wing nur die erste Edition und Wings of War, aber die Spielmechanik von BRS gefällt mir, dass man nicht nur eine Handvoll einzelner Kampfpiloten spielt, sondern wirklich ein Schwadron. Wie oben bereits erwähnt, der Begriff "Wingman" bleibt im Kopf. Abhängig von dem was ihr sucht bzw. euch gefällt, könnt ihr bei den Grundregeln bleiben oder auf die erweiterten Regeln setzen. Das Spiel kann für sich alleine stehen oder mit einem anderen 2. Weltkriegsystem wie z.B. Bolt Action kombiniert werden.
Darüber hinaus stellt das Spiel definitiv ein Einstiegsspiel ins Miniaturenhobby da, wenn man jemanden über das Spielen hinaus für die weiteren Aspekte des Hobbies begeistern möchte. Die kleinen Flieger sind eine gute Möglichkeit umzusehen, ob Bemalen und Basteln für einen passt.
Blood Red Skies ist eine Marke von Warlord Games.
Das vorgestellte Produkt wurde vom Hersteller zur Verfügung gestellt.
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