Bolt Action Campaign New Guinea / Kampagne Neuguinea
Nach Empire in Flames kehrt Bolt Action nach Fernost zurück mit der Erweiterung Campaign New Guinea / Kampagne Neuguinea.
Mit 132 Seiten führt Campaign New Guinea einen neuen Höchstwert für die Seitenanzahl ein und überholt damit die bisherigen Spitzenreiter Battle of the Bulge und Duel in the Sun (je 124 Seiten), nur um direkt von dem kürzlich erschienenen The Road to Berlin (148 Seiten) übertrumpft zu werden. Die Kampagne deckt den Teil des pazifischen Kriegs ab, welcher auf der zweitgrößten Insel der Welt zwischen dem Japanischen Kaiserreich und den Alliierten (Australien und US Amerika) ausgetragen wurde. Der Preis des Buchs liegt bei 19,99 GBP bzw 30 USD, was in etwa 25 EUR entspricht. Ich möchte die Review mit dem Vergleich zwischen dem finalen Cover (Links) und dem vorläufigen Cover (Rechts) beginnen. Osprey hatte das vorläufige Cover in ihrem Produktkatalog in Umlauf gebracht. Nichts ungewöhnliches, wir haben im Vorfeld bereits verschiedene Cover für die Erweiterungen gesehen, wie bspw. schon zu Duel in the Sun.
Warlord Games bringt hier Mark Barber wieder ins Spiel, der mit der ersten Erweiterung für die zweite Edition auch sein erstes Buch für Bolt Action geschrieben hat - Battle of the Bulge. Wie auch schon bei seinem ersten Buch hat auch hier Mark Barber eng mit der Community zusammengearbeitet und sich auch bei selbiger bedankt. Vor der Veröffentlichung der Erweiterung Campaign New Guinea gab es bereits eine umfangreiche PDF Erweiterung für die australischen Streitkräfte, geschrieben von Bryan Cook und Patch Adams. Auf dieser Liste basiert auch die in diesem Buch enthaltene Liste der australischen Armee. Und natürlich gehört zu einer richtigen Bolt Action Erweiterung auch eine besondere Miniatur. In diesem Fall ist es ein australischer Soldat, namens Corporal Lesley Charles "Bull" Allen, in seiner ikonischen Pose die ihm am Mt. Tambu zeigt.
Worum geht es?
1942 hat das Japanische Kaiserreich die australischen Territorien und Niederländisch Neuguinea überfallen. Um diese Offensive ins Verhältnis zu setzen, Neuguinea ist die zweitgrößte Insel der Welt (nach Grönland) und direkt im Norden Australiens. Die Japaner hielten den Norden der Insel für fast drei Jahre besetzt bis zum Ende des Krieges 1945. Die Schlachten wurden entlang der nördlichen und östlichen Küste gefochten und für die Australier war es ein besonders wichtiger Kampf, denn die Hoheit auf diesen Gebieten zu verlieren würde auch bedeuten den Gegner direkt vor der eigenen Haustür zu haben. Aber warum stellte diese Invasion durch die Japaner eine solch große Gefahr da? Im September 1939 hat Australien dem Dritten Reich den Krieg erklärt und die Alliierten als Teil des britischen Commonwealth an mehreren Schauplätzen des Krieges, wie bspw. Nordafrika, unterstützt. Nur eine Reserve der Armee ist auf dem heimischen Kontinent und den Kolonialgebieten zurückgeblieben. Daher waren diese aggressiven Aktivitäten des Kaiserreichs eine deutlich größere Gefahr, als sie eigentlich wären, wenn die Truppen nicht über den Globus verteilt im Einsat wären. Daher deckt Campaign New Guinea den drei Jahre andauernden Konflikt mit 12 Szenarien ab (ohne den Anspruch zu erheben vollständig zu sein, da dies den Rahmen des Buches sprengen würde) auf etwa 70 Seiten ab, sowie einer umfangreichen Armeeliste für die Australische Armee, inklusive mehrerer Theatre Selectors (Darunter aber auch Listen wie die 2nd Australian Imperial Force welche im Mittelmeerraum und Nordafrika 1941-42 im Einsatz war) auf weiteren etwa 20 Seiten, & North Africa 1941–42). Die verbleibenden 40 Seiten decken neue Einheiten für die US Amerikaner, Japaner und auch Niederländer ab, sowie Sonderregeln für die spezifischen Konditionen für Kämpfe auf der tropischen Insel.
Erster Eindruck
Ich denke nicht, dass ich viele Worte zur Qualität dieser Bücher verlieren muss. Osprey und Warlord haben ihre Fähigkeiten eingesetzt, einen breiten Fundus an Illustrationen und Miniaturen, um einen sehr ansprechend gestalteten Erweiterungsband für Bolt Action zu veröffentlichen. Campaign New Guina nutzt dabei die Gelegenheit der australischen Armee eine entsprechende Bühne zu bieten, aus dem "Schattendasein" einer anerkannten PDF hervorzuheben und mit dieser offiziellen Veröffentlichung die passende Tiefe zu geben, inklusiver einer Kampagne. Man konnte die Australier zwar schon vorher spielen, als Teil des Commonwealth, aber um ehrlich zu sein, wird dies dem Mut der Männer, die so fern der Heimat gekämpft haben, nicht gerecht. Aber die Australier haben wie oben erwähnt nicht nur im Pazifik gekämpft, sondern auch in Nordafrika und Mittelmeerraum. Warlord Games bietet dafür selbst keine Modelle an, aber das Desert Rats plastic kit der Perrys mit den passenden WW5 Australian Slouch Hats deckt den Bedarf ab.
Aber es ist nicht alles über die Australier. Die Japaner und Niederländer erhalten neue Einheiten und Theatre Selectors, die Armeeliste der Niederländer ist in der Erweiterung Armies of France and the Allies enthalten. Für die Amerikaner gibt es den neuen Theatre Selector der Ghost Mountain Boys. Und natürlich ergänzt Campaign New Guinea auch ein paar neue Legenden zu Bolt Action, darunter Sgt. Major Katue, Lt. Col. Hatsuo Tsukamoto, Cpt. Geoffrey Vernon, Col. George Warfe, Second Lieutenant Tetsuo Ogawa und die Sonderminiatur Corp Leslie Bull Allen.
Außerdem eine neue Einheit für alle Armeen, der Militärkaplan. Ein Nichtkombattant der nahen Einheiten beim Abbau von Pin-Markern hilft.
Campaign New Guinea deckt die 12 Szenarien in jeweils einem eigenen, kleinen Kapital ab, da der Konflikt über die drei Jahre hinweg zwischen unterschiedlichen Lokationen, teils tausende Kilometer voneinander entfernt, hin- und herspringt. Die meisten davon sind Dschungelkämpfe, bei denen Befestigungen, Lager oder Versorgungswege angegriffen oder verteidigt wurden, mit ein paar Küstenlandungen darunter.
- Einleitung – Szenario 1 – Operation RI
- Ziel Neuguinea – Szenario 2: Der Salamaua Überfall
- Der Kokoda Track – Szenario 3: Die erste Schlacht um Kokoda
- Die Kämpfe eskalieren – Szenario 4: Flusshinterhalt
- Milne Bay – Szenario 5: Die Schlacht von Milne Bay
- Zurück zu den Stränden kämpfen – Szenario 6: Die Schlacht von Buna–Gona
- Den Vorteil verteidigen – Szenario 7: Bobdubikamm
- Salamaua – Szenario 8: Mount Tambu
- Die Offensive aufrecht erhalten – Szenario 9: Scarlet Beach
- Ungesund für die Japaner / Operation Cartwheel – Szenario 10: Los Negros
- Der letzte Strategische Punkt – Szenario 11: Die Aitape Gegenoffensive
- Bougainville – Szenario 12: Slater’s Knoll Nachwehen
Im Anhang sind die verschiedenen Sonderregeln für die Missionen im Pazifik abgedeckt, darunter die tropischen Gefahren wie Schlamm und Monsun, Regeln für Nachtkämpfe, Eingraben, amphibische Angriffe und Überfälle.
Wie spielt sich New Guinea?
Da das Gelände es nicht her gab, viele (schwere) Fahrzeuge einzusetzen, spiegelt sich das auch in den Armeelisten wieder. Primär Infanterie, mit - sofern man diese einsetzt - ein paar leichten Fahrzeugen auf beiden Seiten (wobei die Japaner über derartiges Kriegsgerät nicht verfügten und die Australier das schwere Gerät des Commonwealth im Dschungel und Schlamm nicht nutzen konnten). Dennoch enthält das Buch eine Australische Panzerliste, welche auf dem Infanteriepanzer Matilda aufsetzt.
Campaign New Guinea und die Szenarien darin laden zum großzügigen Einsatz von Gelände ein. Viele der Regeln reduzieren Bewegungs- und / oder Sichtweiten (Wetterbedingungen, Nacht), was sich auf die Dynamik des Spiels auswirkt. Das macht auch kleinere, aber dafür dicht bestücktere Spieltische interessanter, welche mit kleineren Armeen, welche Spähtrupps oder Überfallkommandos darstellen, gespielt werden können.
Spielerisch teilt man sich viele Gemeinsamkeiten mit Empire in Flames, da das Buch die Kämpfe zwischen den US Amerikanern und Japanern abdeckt, allerdings mit der Einleitung und den Konfliktend er frühen Kriegsjahre. Campaign New Guinea ist hier klarer auf das Land fokussiert und geht mit den 12 Szenarien (gegenüber 8 in Empire in Flames) stärker auf den Dschungelkampf ein, da man sich nicht vom Sino-Japanischen Konflikt bis hin zum Fall des japanischen Kaiserreichs durch die US Marines und anderen Alliierten strecken muss.
Wie geht es weiter?
Während Campaign New Guinea in dieser Review abgedeckt ist, stehen zwei weitere Bücher bereits in der Warteschleife. Dabei ist The Road to Berlin das nächste Buch, welches erschienen ist und deckt die osteuropäischen Staaten ab, welche sich gegen die deutschen Besatzer / Angreifer wehren und deckt damit die letzten Jahre des großen Patriotischen Kriegs sowie die Aufstände der Polen und Tschechoslowaken ab. Im Februar wurde Campaign Market Garden veröffentlicht und widmet sich den umfangreichen Luftlandemissionen entlang der deutsch-niederländischen Grenze. Dank der frühen Veröffentlichung von Osprey sind uns auch die nächsten drei Bücher für Bolt Action bekannt, allerdings mit noch unbestätigten Erscheinungsdaten. So soll im August Campaign Burma (Briten / Commonwealth im Pazifik, ich erwarte einige Chindits und Gurkhas) erscheinen, The Western Desert im September, welches dann Duel in the Sun vom Mittelmeer auf Afrika eingrenzen dürfte und The Battle of France im November.
Fazit
Wenig überraschend, das Buch ist gut gemacht und produziert. Eine hohe Qualität beim Layout, Druck und Buchbindung, eine vollwertige Mahlzeit aus Sicht des geneigten Spielers der sich für Bolt Action im Pazifik interessiert. Mit einem Preis von 20 GBP knapp über der "einfach Mal mitnehmen"-Schwelle, denn wenn man nicht gerade Australier spielt ist der Mehrwert der aus dem Buch entsteht eher überschaubar. Die Sonderregeln für die Szenarien gibt es in der Form meist schon, teils im Grundregelwerk (Nachtkämpfe) oder in den anderen Erweiterungen die bisher erschienen sind.
Wenn man bereits Empire in Flames besitzt und den Fokus stärker auf die Dschungelkämpfe mit passenden Szenarien setzen möchte, dann ist Campaign New Guinea eine interessante Ergänzung für die eigene Büchersammlung. Wer keines von beiden besitzt und eher ein allgemeines Interesse am Pazifik hat, für den dürfte Empire in Flames die bessere Wahl sein (sofern man nicht stark auf Australier fokussiert ist). Es wird interessant zu sehen, wie sich das kommende Campaign Burma Erweiterungsbuch von den beiden abhebt.
Versteht mich an der Stelle nicht falsch, es ist kein uninteressantes Buch. Dennoch stellt sich für ein historisches Regelwerk eben das Problem, dass sich die Erweiterungen langsam von großzügig umfassten Zeitrahmen zu spezifischeren, stärker eingegrenzten Zeitrahmen und Schauplätzen wandeln. Das ist normal, oder besser gesagt notwendig, wenn man nicht alle der bereits erschienen Bücher mit sehr ähnlichem Inhalt neuauflegen möchte und dabei das Risiko eingeht, die bestehende Spielerschaft zu vergraulen. Denn da Bolt Action ein historisches Tabletop ist, ist der Rahmen über den man sich in den Erweiterungen auslassen kann abgegrenzt.
Wer nur einen Blick in die Australische Armeeliste werfen möchte, diese wird von Warlord Games kostenfrei als PDF Download angeboten.
Bolt Action ist eine Marke von Warlord Games.
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