Tabletop Wargames – A Designers‘ & Writers‘ Handbook
Tabletop Wargames - A Designers' & Writers' Handbook ("Tabletop Spiele - Ein Handbuch für Entwickler und Autoren") von Rick Priestley und Dr. John Lambshead ist vor kurzem bei Pen & Sword veröffentlicht worden, und Ich freue mich, es in dieser Rezension vorstellen zu können.
Ich bin über diese Publikation in meinem Facebookfeed gestolpert und konnte es kaum erwarten, einen Blick hinein zu werfen. Glücklicherweise erhielt ich es im späten September als Geburtstagsgeschenk. Aber bevor ich manche Leser mit meiner Begeisterung über dieses Buch überfalle, möchte ich erst einmal erläutern, wer dieses Buch geschrieben hat und worum es darin geht.
Die beiden Autoren sind sehr bekannt in der Tabletop und Wargaming Szene. Veteranen vieler Jahre und Veröffentlichungen stecken hinter dem Handbuch. Es ist eine Kooperation zwischen Rick Priestley und Dr. John Lambshead. Priestley hat unter anderem für Games Workshop die Regeln zur Warhammer und Warhammer 40.000 Reihe geschrieben, und diverse historische Regelwerke für Warlord Games und das vor kurzem erschiene Sci-Fi Regelwerk zu Beyond the Gates of Antares. Dr. Lambshead war ebenfalls für Games Workshop tätig und hat bei Osprey Bücher zu Wargaming veröffentlicht. Eines seiner jüngsten Werke ist ebenfalls ein Sci-Fi Regelwerk, so hat gerade Dr. Who für Warlord Games fertig gestellt.
Pen & Sword ist ein Verlag historischer Bücher und Romane, von denen man evtl. das Wargaming Compendium von Henry Hyde oder One-Hour Wargames von Neil Thomas kennt. Beide befinden sich in meiner privaten Tabletop Büchersammlung, falls es dazu Fragen geben sollte.
Tabletop Wargames ist zur Zeit nur in englischer Sprache als 160-seitiges Softcover erhältlich. Die UVP liegt bei 14,99 GBP bzw. 24,95 USD.
Was erwartet den Leser in diesem Buch?
Pen & Sword beschreibt das Handbuch wie folgt;
Tabletop Wargames haben nicht wie Schach oder Backgammon, ein einziges, angenommenes Regelwerk. Die meisten Tabletopper haben sich an einem bestimmten Punkt in ihrem Hobby selbst daran versucht Regeln zu schreiben und gefühlt hat Jeder regulär erhältliche Regeln angepasst um besser zu dem zu passen, was der eigenen Vorstellung der idealen Regeln entspricht oder um das persönliche Lieblingsregelwerk an eine andere historische Epoche anzupassen. Aber Viele die sich daran versuchen, stellen fest, dass es schwerer als gedacht ist, ein zusammenhängendes Regelwerk zu schreiben, während das modifizieren bestehender Regeln häufig unvorhersehbare Konsequenzen auf das gesamte Spiel haben kann. Aber nun gibt es, zu guter Letzt, eine Abhilfe.
Tabletopveteran und Regelautor John Lambshead hat sich mit der Legende Rick Priestley, Erschaffer von Games Workshops enorm erfolgreichem Warhammer System, zusammengetan, um diesen unerlässlichen Leitfaden für den Regelentwickler oder -bastler von Morgen zu schreiben. Rick und John geben exzellente Ratschläge bei der Entscheidung was der Anspruch an ein Wargame seni sollte und wie man Realismus (sei es nun im historischen oder fiktionalen Bezug) mit Spielbarkeit in Einklang bringt. Sie diskutieren die Zusammenhänge der verschiedenen Spielmechaniken (Karten, Würfel, Tabellen), und wie man diese auswählt, kombiniert und in Einklang bringt mit Spielzugabfolge, Kampfergebnissen, Moral usw. um ein belohnendes und spielbares Spiel zu erschaffen, dass eurem Geschmack und Ansprüchen Gerecht wird.
Kurz um, dies ist weder eine Erweiterung zu einem bestehendem Regelwerk noch ein kompaktes Regelsystem wie man es von Osprey kennt. Dieses Buch dreht sich um die Spielmechanik, den Zahnrädern des Regelwerks und deren "Meta"-Ebenen. Es liest sich wie eine wissenschaftliche Abhandlung, deckt Statistiken und allgemeine Grundsätze, welche es zu beachten gilt, ab. Dies alles aber in einer sehr angenehm zu lesenden Form.
Die Themen sind dabei auf 9 Kapitel verteilt und auf 160 Seiten erläutert. In Tabletop Wargames finden sich die folgenden Kapitel, ergänzt um einen Anhang mit Quellen und Index;
- By Way of introduction (Einleitung)
- A question of scale (Eine Frage des Maßstabs)
- A language of design (Eine Sprache des Designs)
- Alea iacta est (Die Würfel sind gefallen)
- Presenting the Game Rules (Präsentation der Spielregeln)
- Skirmish Games (Skirmishspiele)
- English as she is writ (Englisch wie es geschrieben ist)
- Expanding the Rulebook (Das Regelwerk erweitern)
- Campaigns as Wargames (Kampagnen als Tabletopspiele)
Die Autoren erläutern wichtige Themen wie bspw. "Rules as written" (raw) gegenüber "Rules as intended" (rai), heben die Bedeutung der Wortwahl hervor, ebenso wie die Konsequenzen denen Würfelergebnisse von W6 auf W20 über verschachtelte 3-Stufige W6 Mechanismen unterliegen. Manches mag nichts Neues für erfahrene Spieler sein, aber Einiges ist erstaunlich neu, da es aus einer ganz anderen Perspektive beleuchtet wird - es öffnet einem die Augen. Für mich selbst, da ich eine Menge Rezensionen über die Jahre geschrieben habe, war es sehr begeisternder Lesestoff, da es manche meiner Vermutungen bestätigte und Licht auf ein paar Regelkonstrukte warf, bei denen vorher unklar war, was die Regelschreiber damit bezwecken wollten.
Zum Layout, die Schriftgröße ist angenehm, nicht zu groß, nicht zu klein und das Buch enthält zahlreiche Bilder von Tabletopszenen sowie Diagramme und Tabellen um bestimmte Abschnitte besser erläutern zu können, wie bpsw. die Auswirkungen von Maßstäben und Wahrscheinlichkeiten.
An wen richtet sich dieses Handbuch?
Wie es die zweite Zeile des Titel verrät, richtet sich das Buch an Regelentwickler und -autoren. Dem wird das Buch auch vollkommen gerecht, aber darüber hinaus, würde ich das Buch erfahreneren Spielern und denen empfehlen, die sich für Hausregeln und Anpassungen bestehender Regelwerke begeistern. Es hilft zu verstehen, was mit bestimmten Mechanismen beabsichtigt und erzielt werden soll, und welche Probleme damit einher gehen, je nach dem was der Anspruch ist. Bspw. wenn ihr Kings of War im 15mm Maßstab spielt, ist da mehr als nur der offensichtliche Wechsel des Maßstabs und die Reichweiten in cm statt Zoll zu verwenden. Man hat mehr Platz auf dem Tisch, es werden größere Armeen mit mehr Einheiten aufgestellt und welche Effekte dies z.B. auf die Spielzugabfolge hat. Dort hilft das Lesen und Anwenden des Inhalts dieses Handbuchs weiter.
Für mich selbst, ich bin weder Regelentwickler oder -autor, war es dennoch ein sehr anregendes Buch. Bei meiner Arbeit in diesem Blog (und Portalen in der Vergangenheit), dem Schreiben von Reviews und Beraten von Tabletopprojekten, bringt mich dieses Buch definitiv weiter und wird meine Arbeit in Zukunft in beiden Bereichen verbessern. Und dafür bin ich sehr dankbar, da in der Vergangenheit, diese Erfahrungen, Eindrücke und Annahmen nur bedingt mit Anderen besprochen werden konnten, seien es nun wegen Geheimhaltungsvereinbarungen, dem Mangel an Interesse und / oder einfach der reine "Konsumenten-"Betrachtungswinkel anderer Spieler. Und zum letzten kann man Keinem einen Vorwurf machen - die meisten Leute sind absolut zufrieden damit, ein Auto zu fahren ohne verstehen zu müssen, wie es eigentlich funktioniert. Wieso sollte dies bei (Tabletop)Spielen anders sein.
Fazit
Wer sich für Tabletopdesign, die Entwicklung und Mechaniken von Regelwerken interessiert, für den gibt es kein anderes Werk, dass sich so deutlich und umfassend dem Thema widmet, wie dieses Handbuch. Man findet zwar hier und da Artikel zu ähnlichen Themen online, auf Blogs und in Foren, aber ein etwas Kenntnis von Statistiken und ein paar Spiele auf dem Kerbholz sind nicht im Ansatz vergleichbar mit der Erfahrung, welche die beiden Autoren mitbringen. Sie wissen ganz genau wovon sie sprechen, man hat mit guten und schlechten Entscheidungen Erfahrungen gemacht, war über Dekaden Teil der "Industrie" und macht nicht einfach nur Annahmen. In diesem Buch sind es klar auf- und dargestellte Thesen, welche belegt werden, durch Erfahrung, Beispiele und Erläuterungen.
Bei einem sehr fairen Preis von 15 GBP ist Tabletop Wargames ein empfehlenswerter, interessanter Zuwachs für die eigene Tabletop Buchsammlung. Wer gerade erst mit dem Hobby begonnen hat oder sich sowieso nur um ein oder zwei Regelwerke kümmert, der kann passen. Aber allen Anderen kann ich Tabletop Wargames - A Designers' & Writers' Handbook nur empfehlen, gerade den erfahreneren und offeneren Spielern, welche ihre eigenen Hausregeln schreiben oder ihr Auge für neue Regelveröffentlichungen schärfen möchten.
Link: Pen and Sword
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