Projekte und Systeme bewerten
Um nicht in einem Meer aus Zinn, Plastik und Resin zu ertrinken, ist es wichtig eine gewisse Übersicht zu haben und Struktur in sein Hobby zu bringen. Warum sich die Arbeit machen und nicht von Impulsiv- und Lustkäufen leiten lassen? Nun, zum einen, alles was man sich einfach mal so ohne wirklichen Grund gekauft hat fehlt einem irgendwo am Hobbybudget an anderer Stelle und nimmt mental und physisch Platz weg, den etwas anderes einnehmen könnte. Daher habe ich mir eine Art SWOT Analyse für meine Projekte überlegt, die dem einen oder anderen vielleicht helfen könnten, etwas Übersicht bei den eigenen Projekten schaffen könnte.
Was bedeutet das im Speziellen? 4 Modelle die zusammen 30 Euro gekostet haben, gekauft einfach nur weil sie günstig waren ohne Verwendungszweck, verdrängen / belegen den Platz den ein großeres oder teureres Modell für den gleichen Preis eingenommen hätte - oder umgekehrt. Aus dem Grund sollte man bei Einkäufen auch einmal für und zu sich selbst Nein sagen können, aber auch sich von dem einen oder anderen trennen. Damit kommen wir zu dem Punkt, den ich in Angriff nehmen möchte. Ich bewerte meine Projekte nach den Faktoren Emotion, Umsetzungswahrscheinlichkeit, Platz und "Spiele ich das wirklich?".
Emotion. Wie wichtig ist mir das Projekt? Hier tummeln sich in erster Linie limitierte und Sondermodelle. Aber auch andere Sachen, wie beispielsweise ein eigener Space Marine Orden, eine Themenarmee oder eine andere Motivation, sind Lieblingsprojekte und werden mit viel Begeisterung gehegt und gepflegt. Das lang recherchierte historische Projekt, die Sci-Fi Armee mit dem besonders ausgefallenem und zeitintensivem Paintjob oder die Zwergenarmee, zusammengestellt aus den Miniaturen verschiedener Hersteller und passend basiert für mehrere Systeme. Häufig sind es Einzelminiaturen, ohne Bezug zu einem größeren Projekt oder Spielsystem. In meinem Fall sind das häufig GW Miniaturen aus den 90ern, alte Charaktermodelle aus den White Dwarfs meiner Kindheit oder auch zahlreiche Blood Bowl und Necromunda Modelle. Die bemalen sich quasi von selbst.
In manchen Fällen löst man die Armee oder das Projekt auf und reduziert es auf das Wesentliche. Ich habe bspw. 22.000 Punkte Imperium um die ganzen Regimenter reduziert, besitze nun eine Vielzahl an Charaktermodellen aus 4-5 Editionen und nenne diese die größte Mordheim Bande der Gegend. Habe auch ungemein Platz gespart und Geld freigesetzt für andere Projekte.
Umsetzungswahrscheinlichkeit. Auch wenn die Themenarmee Night Lords komplett mit Sprungmodulen nach der Sanguinus-Liste aus dem Blood Angel Codex nach einer tollen Idee klang, oder der Aufstand der Finno-Ugristischen Rebellen gegen den Mongolenhäuptling Chakka-Khan was ausgefallenes ist. Werde ich das Projekt wirklich abschließen? Hier spielen vor allem andere Faktoren noch mit. Wie langlebig ist das Projekt? Kann ich die Modelle vielseitig einsetzen, oder sind sie so selten, dass ich dafür gerade einmal ein bis zwei Hersteller gefunden habe, die oben drein auch noch mittelmäßige Qualität abliefern. Sind die Umbaukosten oder der damit verbundene Aufwand so hoch, dass dies den Faktor Emotion komplett aufwiegt? Arena Rex bspw. sieht sehr schick aus, ewig habe ich auf Gladiatorenmodelle gewartet die schick sind, aber das Spiel ist einfach absurd teuer.
Hier haben Projekte mit Modellen die mir Spaß machen oder für ein System dass häufig gespielt wird, einfach einen hohen passiven Boni auf die Umsetzungswahrscheinlichkeit. Gerade wenn letzterer gegen Null geht, sollte man sich überlegen sich von den Modellen zu trennen. Sie kosten nur Platz und können Kapital für andere Hobbyinvestitionen freistellen.
Platz. Nicht jedem steht eine Lagerhalle respektive ein eigener Hobbyraum zur Verfügung. Der eine oder andere hat vielleicht ein eigenes Regal oder mehrere, aber Platz ist trotz der kleinen Größe der Modelle - gerade wegen dem Drumherum, also Gelände und Farben / Malzubehör - ein Thema.
Das spielt natürlich den Skirmishern in die Hände. Infinity, Hell Dorado, Mercs und Co kriege ich problemlos auf einem Regalboden unter, wobei Dystopian Wars da schon alleine die Preußen bei mir ein ganzes Brett belegen. Auch hier ist es wieder so ein Punkt, das Argument "Das frisst kein Brot" und passt auf eine Postkarte oder A5 Bogen, der zur längeren Geduld / Zögern vor dem Verkaufen beiträgt.
Mitspieler / Spiele ich das wirklich? Hier haben es günstige Systeme recht einfach. Üblicherweise fehlt es bei einigen Systemen an Mitspielern (sofern es neben den klassischen GW Systemen nicht noch Freebooter, Warmachine, SAGA, Infinity oder Bolt Action sind). Wie wird man dem Problem Herr? Nun, bei Skirmishern kann man mit einer zweiten, dritten oder vierten Fraktion das recht einfach "lösen". Dann leiht man dem anderen Spieler eine Armee, und nach ein paar Spielen wird er / sie seine eigene haben wollen. Bei größeren Systemen wird so etwas teuer, oder man muss wirklich dahinter stehen (*hust* Bolt Action 😉 ).
Kurz um, was alleine ohne Gegen- /Mitspieler im Schrank versauert und auf lange Sicht keinen Einsatz mehr sieht, sollte unter dem Emotion noch einmal gründlich betrachtet werden und dann vielleicht den Platz räumen für etwas Neues.
Dieser Beitrag ist ein Stück weit zeitlos, und schwirrt seit fast 2 Jahren in meinen Kopf herum. Ich werde in den kommenden Wochen und Monaten jedes meiner (offenen) Projekte nach den 4 Aspekten bewerten und erläutern warum dieses System behalten oder abgestoßen wird.
Vielen Dank für's Lesen, kommt bald wieder und hinterlasst einen Kommentar oder gebt mir ein Like auf Facebook, wenn euch dieses Blog gefällt!
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